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Mehr als „Er“ – Gott loben in gerechter Sprache

Wer ist Gott? Das neue Liederbuch „freiTöne“ zum Kirchentag ist jetzt erschienen

Gott ist so viel mehr als männlich oder weiblich. Dazu passt nicht, wenn er (sie? es?) nur in männlichen Formen besungen wird.
Doch Vielfalt ist nicht einfach in Worte zu fassen. Gut ist es, wenn verschiedene Anreden für Gott ausprobiert werden können.
In der Liederwerkstatt zu den „freiTönen“, dem Liederbuch für den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg vom 24. bis 28. Mai und das ganze Jahr 2017, ist dies versucht worden.
Während des gemeinsamen Textens wurde eine Liste mit mehr als 40 biblischen Gottesnamen eifrig genutzt. Darauf standen Anreden wie „Hirtin“, „Zuflucht“ und „Retterin“. Sie regten auch die Phantasie an, sich selbst Gottesnamen auszudenken.
So wurde in etlichen der frisch komponierten Lieder Neues versucht: In einem der Mottolieder (Nr. 84) „Du siehst mich“ finden sich Namen wie „Wüstenwasser“ oder „leises Warten“ für Gott.
Die „freiTöne“ enthalten 202 Lieder aus unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Stilen, dazu viele Tagzeitengebete. Neu darin sind mehr als 40 Lieder – darunter auch etliche aus der Liederwerkstatt.
Aber was ist mit den Liedern, die schon lange gerne gesungen werden und wo sich manche*r ständig über zu viel „Herr“ und „er“ darin ärgert? Schon oft wurde der Ruf nach Bearbeitungen laut.
Sie sind in den „freiTönen“ ebenfalls umgesetzt worden. So stehen bei manchen beliebten Liedern nun geschlechtergerechte Textalternativen darunter. Häufig ist dazu „Herr“ gegen „Gott“ ausgetauscht worden, damit beim Singen ein eigenes Bild entstehen kann.
Die Vorschläge laden zu lustvollem und spielerischem Ausprobieren ein. Manchmal bietet sich eine Mischform von ursprünglichem Text und den neuen Vorschlägen an.
Da kann Vielfalt auch bedeuten, dass nicht alle dasselbe an den entsprechenden Stellen singen müssen. So regen die gesungenen „Alternativen“ zu kreativem Gotteslob an.

Gudrun Mawick ist Pfarrerin am Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung mit den Schwerpunkten Gottesdienst und Kirchenmusik.