UK 6/2018, Leserbrief (Seite 14: „Jesus-Anhänger, nicht Christen“)
Im Zusammenhang mit dem Positionspapier der EKD zur Einordnung der Messianischen Juden stellt der Leserbriefschreiber richtig fest, dass die ersten Christen sich nicht als Christen in unserm heutigen Sinne verstanden, sondern im Einklang mit den Verheißungen Israels eben als ein neuer Zweig, ja als Vollendung des Judentums. So versteht sich die jüdischstämmige pfingstliche Urgemeinde in Jerusalem.
Jedoch taucht schon im Neuen Testament das Wort „Christen“ auf, griechisch christianoi , als Sammelname für die Anhänger des neuen Glaubens, dass der gekreuzigte und auferstandene Jesus der Christus, wörtlich der Gesalbte Gottes, sei. In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt, stellt Lukas ausdrücklich in der Apostelgeschichte fest, Kapitel 11, Vers 26 (siehe auch Apostelgeschichte 26, Vers 28!).
Der passivische Satz besagt, dass die Gemeinde der Jesus-Christus-Gläubigen sich nicht selbst so nannte, sondern von außen so wahrgenommen wurde: als etwas Neues, nicht mehr als eine nur jüdische Sekte, zumal sich zu den Judenchristen nun Heidenchristen hinzugesellten.
Doch wie verhielten sich die beiden Gruppierungen unter dem „Christen“ genannten Dach? Steht diese Gemeinde noch in Verbindung mit der Heilsgeschichte des Alten Bundes? Ein Problem, das die christlichen Kirchen seit Paulus – siehe Römerbrief Kapitel 9 bis 11 – nicht loslässt. So harmonisch, wie es die vom Verfasser des Leserbriefs zitierte Stelle Epheserbrief 2,19 löst, ist es nicht ausgegangen.
Die ersten „Christen“ in der griechischsprachigen antiken Weltstadt Antiochia – der Münsteraner Neutestamentler Ernst Haenchen stellte in seinem Kommentar zur Apostelgeschichte von 1965 zu dieser Stelle fest: „Das heidnische Urteil, das in dieser Benennung lag, nahm eine Erkenntnis vorweg, der sich die Christen selbst erst später und zögernd erschlossen haben, die Erkenntnis, dass das Christentum nicht bloß eine Spielart des Judentums ist“ (Seite 316).
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