Artikel teilen:

Medienanstalten: Barrierefreiheit privater Medien wird besser

Bei der Barrierefreiheit der großen privaten Sendergruppen hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren viel getan, es gibt aber noch Luft nach oben. Das ist das Ergebnis des neuesten bundesweiten Monitorings der Medienanstalten, das am Montag in Bremen mit ersten Daten vorgestellt wurde. So sei die Untertitelung der Sendungen bei ProSiebenSat.1 zwischen 2015 und 2023 von 7 auf 37 Prozent gestiegen, bei RTL Deutschland von 2 auf 23 Prozent, berichtete die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, Cornelia Holsten. Die Juristin ist Themenbeauftragte der Medienanstalten für Barrierefreiheit und Diversity.

Seit Mitte 2022 seien die privaten Sender gesetzlich verpflichtet, jährlich über die Barrierefreiheit ihrer Angebote Bericht zu erstatten, erläuterte Holsten. Zuvor sei das freiwillig gewesen. Zu den Berichtspflichten gehörten neben der Untertitelung auch die Themenfelder Audiodeskription, Gebärdensprache, Leichte Sprache sowie die Barrierefreiheit in Online-Angeboten und Apps. Beim Monitoring im vergangenen Jahr seien etwa 220 bundesweite TV-Sender und Streaming-Plattformen befragt worden. „Geantwortet haben cirka 180, das ist ein Rücklauf von etwa 90 Prozent“, resümierte Holsten.

ProSiebenSat.1 ist beim Thema Barrierefreiheit Holsten zufolge derzeit weiter als RTL Deutschland. Bei den kleineren privaten Sendern gibt es deutlich mehr Nachholbedarf. So haben nach der Erhebung der Medienanstalten nur 35 Prozent über Untertitelungen berichtet. „Da muss man erstmal atmen, das ist nicht mal die Hälfte“, bilanzierte Holsten. Größter Problemfall seien Live-Sportveranstaltungen, die sich schwer untertiteln ließen. Da könne künftig KI-Software helfen, sagte nach der Vorstellung der Befragungsergebnisse Maren Rolfes von RTL Deutschland.

Weitere Angaben zur Barrierefreiheit machte Holsten zunächst nicht. Der komplette Bericht aus dem Erhebungszeitraum zwischen Anfang und Ende 2023 soll ihren Worten zufolge im April oder Anfang Mai veröffentlicht werden ( www.die-medienanstalten.de/themen/barrierefreiheit ). Holsten betonte den Stellenwert der Barrierefreiheit in den Medien: „Medien prägen die Gesellschaft wie nichts anderes. Wer Medien nicht nutzen kann, kann auch an der Gesellschaft nicht teilnehmen.“

Deutschland sei beim Thema Barrierefreiheit in den privaten Medien längst nicht da, wo etwa die Briten und die US-Amerikaner seien, kritisierte Christiane Möller vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband. „Aber der Weg ist gut.“ Dabei gehe es nicht nur um Menschen mit einer Behinderung. „Wer jetzt schläft, der wird in einer demografisch älter werdenden Gesellschaft keine Chance haben, seine Produkte gut an den Mann und an die Frau zu bringen.“

Zu der Präsentation mit anschließender Diskussion hatten die Bremische Landesmedienanstalt und der Landesbehindertenbeauftragte Arne Frankenstein in den Festsaal der Bremischen Bürgerschaft eingeladen. Frankenstein betonte, das Ziel müsse sein, Medienangebote für alle Menschen zu schaffen, unabhängig von Art und Schwere einer Behinderung: „Am Ende des Tages geht es auch um die Frage, wie wir als Gesellschaft miteinander leben wollen.“