Die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) will die geplante Umstrukturierung beim Kölner Sender domradio.de medienrechtlich prüfen. Eine formale Anzeige des dem Erzbistum Köln gehörenden Senders zu etwaigen Veränderungen der Gesellschafterstruktur liege aber „bislang noch nicht vor“, teilte die Medienanstalt auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) mit. Die LfM habe die Verantwortlichen um eine entsprechende Anzeige gebeten. Unterdessen bekräftigte das Erzbistum Köln Pläne für eine Umstrukturierung des Mediums und rechtfertigte den Chefredakteurswechsel.
Im März waren Pläne bekannt geworden, der bisher beim Bildungswerk des Erzbistums angesiedelte Sender solle in eine gemeinnützige GmbH überführt werden. Der Programmbeirat von domradio.de hatte daraufhin vor einem Verlust der Sendelizenz aufgrund der Strukturänderungen gewarnt. Anfang Juni hatte der Bistumssender dann mitgeteilt, dass Ingo Brüggenjürgen, Mann der ersten Stunde, als Chefredakteur zum 1. September in den Ruhestand geht. Auf seinen Posten folgt bereits am 1. August der Journalist und domradio.de-Redakteur Renardo Schlegelmilch.
Erzdiözese: Das „anerkannte journalistische Profil“ von domradio.de bleibt erhalten
Die LfM, die als Aufsichtsorgan für den privaten Rundfunk auch für die Vergabe von Sendelizenzen zuständig ist, bestätigte dem epd in Düsseldorf den Eingang eines Schreibens des Programmbeirats des Bistumssenders. Über einen solchen „Brandbrief“ hatte zuvor der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet. Darin hatte der Vorsitzende des Beirats, Jürgen Wilhelm, die Befürchtung geäußert, die Bistumsleitung strebe eine unkritische Berichterstattung über das Erzbistum, den Erzbischof Rainer Maria Woelki und kirchenpolitische Fragen an. Wilhelm forderte demnach die Landesanstalt zu einer „kritischen Prüfung der Umstrukturierung“ auf.
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Dazu erklärte die Pressestelle der Erzdiözese auf epd-Anfrage, das „anerkannte journalistische Profil“ von domradio.de bleibe erhalten und solle ausgebaut werden. Der bisherige Chefredakteur Brüggenjürgen habe dafür professionelle Standards gesetzt, denen der Sender auch künftig verpflichtet sei. Eine inhaltliche Neuausrichtung des Senders sei nicht beabsichtigt, erklärte das Erzbistum. Dies zeige sich auch mit dem Wechsel in der Position des Chefredakteurs von Brüggenjürgen zu Schlegelmilch. Schlegelmilch sei bereits seit 15 Jahren in unterschiedlichen Funktionen für den Sender tätig und habe zuletzt als Sprecher der Redakteursversammlung die Interessen seiner Kolleginnen und Kollegen vertreten.
Gremium nicht in die Neubesetzung der Chefredakteursstelle einbezogen?
Zu konkreten Vorwürfen des Programmbeirats äußerte sich das Erzbistum nicht. Das Gremium des kirchlichen Senders hatte unter anderem kritisiert, nicht in die Neubesetzung der Chefredakteursstelle einbezogen beziehungsweise nicht vorab informiert worden zu sein. Zu dem geplanten Trägerwechsel hieß es in der Stellungnahme lediglich, mit der Umstrukturierung werde domradio.de „für einen dynamischen Wachstumskurs aufgestellt“. Der Programmbeirat hatte laut Kölner Stadt-Anzeiger die Befürchtung geäußert, dies werde „die Möglichkeiten der Einflussnahme durch das Erzbistum weiter vergrößern“.