Eine bislang als verschollen geltende Polizeiakte zu dem NS-Verbrecher Josef Mengele ist im Rahmen einer investigativen Recherche entdeckt worden. Wie der MDR am Dienstag in Leipzig mitteilte, enthalten die Dokumente brisante Hinweise auf Mengeles Aufenthalte nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Unterlagen stammen offenbar aus dem Archiv der argentinischen Bundespolizei.
Sie geben laut MDR auch Auskunft zu Mengeles Flucht und zum internationalen Fahndungsinteresse. Aufgespürt wurden sie von Reportern des ARD-Magazins „Fakt“.
Die Akte soll laut MDR im Jahr 2002 aus dem Archiv verschwunden sein. Aus den Dokumenten geht hervor, dass Mengele im Februar 1959 in die Bundesrepublik Deutschland einreisen wollte. So finde sich ein entsprechender Antrag an die argentinischen Behörden, der bislang nicht dokumentiert gewesen sei.
Die Unterlagen legen dem MDR zufolge auch nahe, dass argentinische Behörden bereits 1960 wussten, dass sich Mengele zu diesem Zeitpunkt in Paraguay aufhielt. Die Information sei offenbar nicht an internationale Stellen weitergegeben worden. Zudem zeigten die Dokumente, dass brasilianische Sicherheitsbehörden ab dem Jahr 1963 gezielt Informationen zu Mengele bei der argentinischen Polizei anforderten.
Der Zeithistoriker und NS-Forscher Bogdan Musial habe Kopien der Akte eingehend geprüft und bewerte sie als authentisch. Die Enthüllung werfe ein neues Licht auf die internationale Fahndung nach einem der meistgesuchten NS-Verbrecher und stelle die Rolle mehrerer südamerikanischer Staaten und der Bundesrepublik Deutschland infrage, hieß es.