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matteo: “Zustände für Flüchtlinge in Bulgarien sind unbeschreiblich”

Drohende Abschiebungen nach Bulgarien sind in Bayern derzeit der Hauptgrund für Kirchenasyle. Laut Stephan Theo Reichel, dem ersten Vorsitzenden des bayerischen Kirchenasyl-Vereins „matteo“, sind von den derzeit mehr als 30 Menschen in einem Kirchenasyl zwei Drittel von einer solchen Abschiebung bedroht. Reichel macht sich große Sorgen wegen der Zustände in Bulgarien: „Die sind unbeschreiblich.“ Aus Bayern wurden nach Angaben des Innenministeriums 34 Personen nach Bulgarien im Rahmen des Dublin-Verfahrens abgeschoben, im ersten Halbjahr 2025 waren es 23 Menschen.

Reichel sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), alle Geflüchtete in Bulgarien, „ohne Ausnahme, erleben schwere Polizeigewalt und werden ins Gefängnis gesteckt“. Generell lasse der Druck beim Kirchenasyl nach, da immer weniger Geflüchtete nach Deutschland kommen. Froh ist Reichel, dass Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) das Kirchenasyl respektiere. In Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sei die Lage anders. Dort habe es einige versuchte und erfolgte Brüche des Kirchenasyls gegeben.

„Wir haben neulich einen jungen Mann aus dem Kirchenasyl von Schleswig-Holstein nach Bayern gebracht, weil er dort nicht mehr sicher war“, erzählt der „matteo“-Vorstand. Das generelle Problem sei, „dass große Teile der Politik in eine populistische Richtung geschwenkt sind, mit wenig Wissen und wenig Empathie“.

Das bayerische Innenministerium verwies in einer Stellungnahme auf epd-Anfrage darauf, dass die Durchführung der Dublin-Verfahren „vollständig“ dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit Hauptsitz in Nürnberg obliege. Dessen Entscheidungen müssten dann durch bayerische Behörden vollzogen werden. Die inhaltliche Beurteilung des Einzelfalls und der Situation in dem Land, in das abgeschoben werde, sei ebenfalls ausschließlich eine Angelegenheit der Bundesbehörde.

Große Unsicherheit herrscht laut dem Kirchenasyl-Experten seit dem Sturz des Assad-Regimes bei syrischen Geflüchteten. Dass führende Politiker immer wieder behaupteten, Syrien sei nun in Teilen wieder sicher und man könne dorthin abschieben, ist für Reichel „völlig absurd“. „Das Auswärtige Amt schreibt in seinem neuen Lagebericht, Syrien ist eines der gefährlichsten Länder der Welt.“ Statt darüber nachzudenken, wie man möglichst viele Syrer abschieben könne, müsse man ihre Integration in Deutschland weiter fördern. Auch dafür setze sich „matteo“ mit konkreten Projekten ein, aktuell in Kooperation mit der sächsischen Stadt Hoyerswerda, die dringend Pflegepersonal brauche und sich daher gezielt um Geflüchtete bemühe.

Um die aktuelle Lage beim Kirchenasyl, Integration und andere politische Entwicklungen geht es bei der Mitgliederversammlung des Vereins „matteo“ am Samstag (26. Juli) in Nürnberg. Pastorin Dietlind Jochims aus Hamburg, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirchenasyl, werde mit einem Redebeitrag erwartet, genauso wie David Geitner, Beauftragter für Kirchenasyl in der evangelischen Landeskirche in Bayern. „matteo“ sei zwar ein kirchlicher Verein mit 300 Mitgliedern, zu denen teilweise ganze Kirchengemeinden gehören, aber unabhängig, betonte Reichel. (2442/24.07.2025)