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Maler Triegel: Edith Stein ist faszinierend – Einweihung Altarbild

Bei diesem Auftrag musste Michael Triegel nicht lange zögern: Für die Klosterkirche im Wallfahrtsort Wechselburg schuf der Papstmaler die heilige Edith Stein. An diesem Freitagabend wird das Altarbild enthüllt.

Im sächsischen Wallfahrtsort Wechselburg wird an diesem Freitagabend ein neues Altarbild des prominenten Leipziger Künstlers Michael Triegel enthüllt und gesegnet. Es zeigt ein Porträt der heiligen Edith Stein (1891-1942) vor Christus am Kreuz, der sie segnet. Triegel sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Sie ist eine faszinierende Frau, im Prinzip eine moderne Kirchenlehrerin, eine Intellektuelle und Philosophin, die auch für ihre Überzeugungen, für ihren Glauben in den Tod gegangen ist.”

Ihm sei auch der Aspekt ihrer jüdischen Herkunft wichtig: “Gerade in einer Zeit des aktuell so grassierenden Antisemitismus zeigt Edith Stein sehr glaubhaft und exemplarisch, dass das, was die falschen Leute irgendwie christliches Abendland nennen, natürlich auch mit dem Jüdischen zu tun hat.” Stein war als Erwachsene 1922 zum katholischen Glauben übergetreten und 1933 dem Orden der Karmelitinnen beigetreten; 1942 wurde sie im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Auf dem Gemälde habe er ihr ganz bewusst den Judenstern-Aufnäher der NS-Zeit auf das katholische Ordensgewand gemalt, so Triegel. “Auf dem Bild ist er ganz nah neben dem Buch mit dem Kreuz, das sie hält – also Judentum und Christentum ganz nach beieinander.”

Bischof Heinrich Timmerevers segnet das 1,70 Meter mal drei Meter große Gemälde am Abend in einem Gottesdienst in der Klosterkirche. Die Basilika ist die einzige Kirche in Sachsen mit einem Gemälde von Triegel. Das Gotteshaus ist Teil der nach Edith Stein benannten katholischen Pfarrei Limbach-Oberfrohna. Stein genießt als Mittlerin zwischen den Religionen, Philosophin und Frauenrechtlerin überregionale Beachtung und Verehrung. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1998 heilig.

Triegel sagte, er habe Stein ganz bewusst nicht in ihrem Martyrium, bei ihrem Gang ins KZ oder die Gaskammer dargestellt: “Da hätte ich das Gefühl gehabt, da wird den Mördern letztlich doch eine zu große Macht gegeben, als ob das das Einzige und Bestimmende gewesen wäre. Ich wollte sie einfach souverän und selbstbewusst mit einem ernsten, aber doch klaren Blick vor Christus stellen.”

Triegel malte 2010 das bekannteste Porträt von Papst Benedikt XVI., ließ sich 2014 in der katholischen Dresdner Hofkirche taufen und erhält am Dienstag die Ehrendoktorwürde der evangelisch-theologischen Fakultät der Uni Leipzig. Er malt im italienischen Renaissance-Stil und wird wie der Maler Neo Rauch der Neuen Leipziger Schule zugerechnet. Zu seinen Werken zählen mehrere Altarbilder, darunter eine Ergänzung des Cranach-Altars im Naumburger Dom (2022). Aktuell ist im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen die Ausstellung “Jenseits des Sichtbaren. Die Bilderwelt von Michael Triegel” zu sehen.