Rund 85 Jahre nach der Zerstörung des alten Gotteshauses hat Magdeburg wieder eine Synagoge. Das neu errichtete Gebäude in der Innenstadt wurde am Sonntag mit einer Feierstunde offiziell eröffnet. Daran nahmen unter anderem Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, teil. Haseloff sprach von einem Tag der Zuversicht, der Freude und der Hoffnung: „Der Neubau der Synagoge steht für ein friedliches Miteinander und für Pluralismus.“
In Sachsen-Anhalt gebe es lebendige jüdische Gemeinden, und das sei alles andere als selbstverständlich. Er erinnerte auch an die neue Synagoge in Dessau, der erst vor wenigen Wochen eröffnet wurde. Es handelte sich um den ersten Neubau eines jüdischen Gotteshauses in Sachsen-Anhalt nach der Wiedervereinigung.
Mit dem Neubau bekenne sich die Synagogen-Gemeinde zu einer langfristigen Zukunft in Magdeburg und Sachsen-Anhalt, sagte der Regierungschef. Jüdisches Leben werde wieder deutlich sichtbarer und erlebbar.
Zentralrats-Präsident Schuster sprach von einem „wirklich bedeutenden Tag.“ Die Gemeinde sei in den 1990er Jahren durch Zuwanderer aus Osteuropa wieder deutlich angewachsen: „Jüdisches Leben in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte, die vor allem dem Mut jüdischer Zuwanderer zu verdanken ist.“ Er erinnerte aber auch daran, dass sich immer noch 136 Menschen in Geiselhaft der Hamas befänden. „Wir werden unser Leben nicht durch Terror bestimmen lassen“, bekräftigte der Zentralrats-Präsident.
Der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer überbrachte die Glückwünsche beider Kirchen im Land. „Was für ein Tag des Lichts in dunkler Zeit“, sagte er im Hinblick auf die Terrorangriffe gegen Israel, die er erneut als Pogrom bezeichnete. Die Kirchen hätten den Bau der Synagoge immer unterstützt. Er überbrachte eine Schenkungsurkunde zur Anschaffung eines neuen Vorhangs für den Thora-Schrein.
Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) erinnerte an das zivilgesellschaftliche Engagement für jüdisches Leben in der Stadt. Insbesondere erwähnte sie den Förderverein, der viele Jahre von der früheren evangelischen Pastorin Waltraut Zachhuber geleitet wurde.
Die neue Synagoge verfügt über 120 Sitzplätze, einen Gemeindesaal sowie über eine Mikwe, also ein Ritualbad. Gebrannte Tonsteine an der Außenfassade des Synagogenraums sollen die Klagemauer in Jerusalem symbolisieren. Darüber steht in hebräischer Schrift ein Zitat aus der hebräischen Bibel: „Denn mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt werden.“ Zwölf Natursteinelemente stehen für die zwölf Stämme Israels.