Schon jetzt hielten sich große Berliner Kultureinrichtungen nur, weil Bürger sich spendabel zeigten, sagt der Anwalt Peter Raue. Komme es tatsächlich zu den Sparmaßnahmen der Stadt, sei der Schaden unwiederbringlich.
Der Berliner Anwalt und Mäzen Peter Raue ärgert sich über das zum “guten oder schlechten Ton” gehörende Berlin-Bashing. “Es gibt viele Gründe, über Regierung, Verwaltung und Bürokratie zu verzweifeln. Und doch ist Berlin bis in diese Tage immer noch kulturell die aufregendste Stadt in Europa”, sagte der 83-Jährige der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Zugleich warnte er davor, dass die geplanten “exceltabellenmäßige Kürzungen im Kulturbereich” den Ruf dieser Stadt als europäische Kulturmetropole unwiederbringlich beschädigen würden.
Wenn etwa der begonnene Um- und Neubau der Komischen Oper gestoppt werden solle, werde das einen hohen Millionenbetrag an Schaden auslösen oder gar das Aus für dieses Haus bedeuten, so der Jurist. Für viele der großen Häuser in der Hauptstadt sei seit Langem das private, durchaus mäzenatische Engagement vieler Bürger und Bürgerinnen der einzige Weg, Außerordentliches zu leisten. “Ob Schaubühne, ob Komische Oper, ob Berliner Ensemble, ob es die Museen sind: Deren Freundeskreise finanzieren Ereignisse, die ohne privates Engagement nicht möglich wären.”
Als er 1961 nach dem Mauerbau ins damalige Westberlin gekommen sei, habe er eine unglaubliche Freiheit in der Stadt verspürt, erinnerte sich der Anwalt. Es habe aufregendes Theater etwa in der von Peter Stein geführten, 1962 gegründeten Schaubühne gegeben. Dazu seien viele kleine private Theater am Kurfürstendamm gekommen. Im “Chez Nous” wiederum hätten Männer in Frauenkleidung getanzt und sich bis “zum guten oder schlechten Ende” ausgezogen. Das habe es nirgend sonst zu jener Zeit in Deutschland gegeben: “Meine Mutter, eine brave katholische Frau in München, meiner Heimatstadt, hat mir nicht geglaubt, als ich ihr davon erzählt habe.”
Raue vertritt als Anwalt namhafte Künstler und besitzt selbst eine große Kunstsammlung. Er trug unter anderem dazu bei, dass weltberühmte Bilder des New Yorker Museums of Modern Art während dessen Umbauarbeiten 2004 in der Berliner Nationalgalerie zu sehen waren.