Erneut haben im vergangenen Jahr mehr Männer als im Vorjahr um Aufnahme in eine Männerschutzwohnung gebeten. Dabei sei mehr als jeder zweite wegen Vollauslastung der Schutzeinrichtungen abgewiesen worden, teilte die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) in Dresden am Donnerstag mit. Ein Ausbau des Hilfesystems für Männer als Opfer häuslicher Gewalt sei notwendiger denn je.
533 Männer baten nach Angaben der BFKM im vergangenen Jahr um Aufnahme in eine Männerschutzwohnung (2022: 421 Männer; 2021: 251 Männer). Einzüge habe es aber im vergangenen Jahr nur 120 gegeben (2022: 99; 2021: 80). Die Zahl der Schutzplätze sei im vergangenen Jahr nur um drei auf 44 erhöht worden. Der aktuelle Bestand an Schutzwohnungen sei keinesfalls bedarfsgerecht oder flächendeckend. Das Hilfesystem für Männer könne mit aktuell 15 Wohnungen mit 49 Plätzen in nur fünf von 16 Bundesländern keinesfalls den Schutzanspruch für alle betroffenen Männer einlösen. Männerschutzwohnungen gebe es in Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen.
In nahezu allen Fällen hätten die Männer in Schutzwohnungen berichtet, psychische Gewalt erlebt zu haben. In den meisten Fällen hätten sie auch andere Gewaltformen erlitten. Das aktuelle Bundeslagebild Häusliche Gewalt des Bundeskriminalamts 2023 zählte 256.276 Betroffene von häuslicher Gewalt. Mehr als jede vierte betroffene Person ist demnach männlich (29,5 Prozent). Absolut brachten im Jahr 2023 insgesamt 75.561 Männer eine erlebte Gewalttat im Bereich partnerschaftlicher oder innerfamiliärer Gewalt zur Anzeige.