Das im März 2024 im Erzgebirge ausgewilderte Luchsweibchen Nova scheint im 150 Kilometer entfernten Ostthüringen ein Revier in Besitz genommen zu haben. Bereits seit Januar 2025 halte sich die Großkatze als erstes Tier ihrer Art im mittleren Saaletal auf, teilte der Naturschutzbund Thüringen (Nabu) am Donnerstag in Jena mit. Die Anwesenheit sei über die übermittelten Daten ihres Sender-Halsbands ebenso wie durch Fotos einer Wildkamera aus dieser Woche zweifelsfrei belegt.
Nova hat nach Angaben des Thüringer Projektmanagers des Auswilderungsprojekts, Silvester Tamás, auf ihrer Wanderung die Autobahnen A72, A9 und nach Norden sogar die A4 in Richtung Jena unbeschadet über- oder unterquert. Es sei untypisch für Luchsweibchen, so lange Strecken zurückzulegen. Möglicherweise befinde sich das Tier auf Partnersuche.
Die Luchsdame ist ursprünglich ein Wildfang aus dem Schweizer Juragebirge. Ihre Wanderung begann sie Ende Dezember 2024 vom Erzgebirge aus.
Das mittlere Saaletal umfasst den mittleren Abschnitt des Saale-Flusses auf einer Länge von etwa 70 Kilometer zwischen Saalfeld und Naumburg. Abseits der Siedlungen gilt die Landschaft als idealer Lebensraum auch für die Großkatzen.
Der Naturschutzbund Thüringen fördert seit 2017 mit seinem Luchsprojekt den Aufbau einer stabilen Luchspopulation in Mitteldeutschland. Die Wiederansiedlung der 1843 in Thüringen ausgerotteten Spezies soll die Lebensräume dieser Art zwischen dem Harz, Sachsen und Bayern langfristig vernetzen. Die Naturschützer hoffen auf eine genetische Durchmischung der bislang getrennt voneinander lebenden Populationen.