Der irakische Kardinal Sako ist seit 2013 Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche – einer der ältesten und am meisten geschundenen Region des weltweiten Christentums.
Kardinal Louis Raphael Sako (76) leitet seit 2013 als Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche eine mit Rom verbundene Ostkirche, die weit zurück in die Anfänge des Christentums reicht. Ihr Zentrum liegt im heutigen Irak. Hauptaufgabe des Patriarchen ist, das Überleben der kleinen christlichen Schar im Irak zu sichern. Islamistischer Terror, eine instabile Sicherheitslage, wirtschaftliche Perspektivlosigkeit und Ressentiments in der muslimischen Mehrheitsgesellschaft machen den Christen schwer zu schaffen.
Papst Franziskus schätzte den vielsprachigen Patriarchen auch als Experten für den interreligiösen Dialog mit dem Islam. Unermüdlich kämpft Sako gegen die Abwanderung von Christen aus ihrer Heimat; sein Ziel: Religionsfreiheit und ein freier und demokratischer Irak mit gleichen Rechten für alle. Von den Muslimen erwartet er eine Modernisierung des Islam.
Sitz des “Patriarchen von Babylon” ist die irakische Hauptstadt Bagdad. 2021 konnte Sako Franziskus dort begrüßen. Der Besuch des Papstes war für alle Christen im Land ein ermutigendes Zeichen – “inmitten von Krieg, Tod und Zerstörung”, wie Sako sagte. Der Besuch brachte Hoffnung und wirkt bis heute nach, auch bei aufgeschlossenen Muslimen.
Trotzdem bleibt immer noch gehöriges Konfliktpotenzial. Zwischenzeitlich hatte die Regierung in Bagdad die Autorität des Patriarchen als chaldäisches Oberhaupt nicht mehr anerkannt – was mit der Aberkennung weitreichender Befugnisse zur Verwaltung kirchlicher Stiftungsangelegenheiten verbunden war. Sako verbrachte aus Protest mehrere Monate im gewählten Exil in der nordirakischen autonomen Region Kurdistan. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet.
Auch innerkirchlich hat Sako keinen leichten Stand. Das liegt unter anderem an unterschiedlichen Interessen der Kirche im Irak und in der weltweiten Diaspora und an unterschiedlichen Vorstellungen über Kirchenreformen. Auch mit einigen Bischöfen im Irak liegt der Patriarch im Clinch.
Im nordirakischen Zakho an der Grenze zur Türkei geboren, studierte Sako bei den Dominikanern in Mossul und wurde 1974 zum Priester geweiht; ab 1979 studierte er in Rom weiter und wurde in orientalischer Patristik promoviert; an der Pariser Sorbonne zudem in Geschichte. Neben Aramäisch, Arabisch, Französisch, Englisch und Italienisch spricht der Patriarch auch Deutsch.
Seit 1986 wirkte Sako in Mossul als Gemeindepfarrer, leitete seit 1997 das Priesterseminar in Bagdad, bis er 2002 zum Erzbischof von Kirkuk gewählt wurde. Seit 2013 steht Sako, der bei seiner Wahl zum Patriarchen den Namen Louis Raphael I. wählte, an der Spitze der Chaldäer und damit der größten christlichen Kirche des Irak mit rund einer halben Million Mitgliedern.
2018 erhob ihn Papst Franziskus zum Kardinal, gleich in den höchsten Rang eines Kardinalbischofs, wie es für die Patriarchen der mit Rom verbundenen Ostkirchen üblich ist. Seit 2022 ist Sako Mitglied des vatikanischen Wirtschaftsrates, der das Wirtschaftsgebahren des Vatikans überwachen soll.