Artikel teilen:

“Löwenzahn”-Moderator Peter Lustig wäre jetzt 85 Jahre alt

Es gibt Fernsehgesichter, die man nicht vergisst. Ein solches Gesicht war Peter Lustig. Am Freitag wäre der Moderator 85 Jahre alt geworden. Die Kindersendung “Löwenzahn” bleibt mit seinem Namen verbunden.

Er war der Mann mit der blauen Latzhose. Der stets eine runde Nickelbrille trug, in einem Bauwagen lebte und einen unerschöpflichen Vorrat an Ideen parat hatte. Am Freitag wäre Peter Lustig, der Mann, der Millionen Kindern die Welt erklärte, 85 Jahre alt geworden.

Bekannt wurde Lustig ab 1981 mit der Sendung “Löwenzahn” im ZDF, die er über 25 Jahre hinweg moderierte. Als “Gott-und-die-Welt-Erklärer” zog er nicht nur Kinder in den Bann seiner Tüfteleien, bei denen er alltäglichen Rätseln aus Natur und Technik nachging – auch manches Elternteil ließ sich ohne Widerrede zu einer Folge überreden.

Bevor Lustig 1979 mit der “Löwenzahn”-Vorgängerserie “Pusteblume” auf Sendung ging, wollten die Fernsehmacher ihm eine Perücke verpassen: Für eine Kindersendung sehe er “entschieden zu alt” aus, hieß es. Doch der gelernte Rundfunkmechaniker verweigerte sich dem Kunsthaar. An ihm sollte alles echt sein. Weder die Latzhose noch sein Name waren je Fiktion.

Peter Fritz Willi Lustig spielte seine Rolle nicht, er war immer er selbst und von Beginn nicht nur Protagonist, sondern auch Autor. “Es wäre mir auch entschieden zu anstrengend gewesen, jemand anderen als mich 25 Jahre lang darzustellen. Dazu muss man Schauspieler sein, und der bin ich nun mal nicht”, sagte er bei seinem Abschied im Jahr 2005.

Mehr als 200 “Löwenzahn”-Episoden waren zu diesem Zeitpunkt ausgestrahlt worden. Folgen, in denen Peter Lustig eine Miniaturfabrik zur Holz- und Metallverarbeitung baute, um eine Dampfmaschine zu erklären. Experimente mit stinkenden Milchsäurebakterien unternahm. Als Steinzeitmensch in der Wildnis lebte oder Flugversuche mit einem riesigen Heißluftballon wagte. Was für Eltern unter dem Prädikat “pädagogisch wertvoll” lief, war für die jüngeren Fernsehzuschauer pures Vergnügen – und animierte nicht selten zum unverzüglichen Nachmachen im Anschluss an das knapp halbstündige Fernsehabenteuer.

Der am 27. Oktober 1937 im schlesischen Breslau geborene Lustig absolvierte nach seiner Ausbildung zum Rundfunkmechaniker ein Studium als Elektrotechniker. Als Techniker beim US-Militärrundfunk AFN war er verantwortlich für die Aufnahme der berühmten Kennedy-Rede mit dem Zitat “Ich bin ein Berliner” im Jahr 1963. Später wechselte er als Tonmeister nach Mainz und aus der Produktion schließlich vor die Kamera.

Im imaginären Bärstadt lebte er, weil er den Fluglärm über seinem Haus nicht länger aushielt, in einem Bauwagen, den er nach und nach wohnlich einrichtete und mit Dachterrasse, Küche und einer Treppe aus Stühlen ausstattete. Zwar habe er für Dreharbeiten gelegentlich auch in dem Wagen übernachtet, er sei aber kein “Müsli-Esser” oder “romantischer Aussteiger-Typ”, sagte Lustig in einem “Spiegel”-Interview. Trotzdem war der Bauwagen ebenso legendär, wie die ritualisierte Aufforderung an seine Zuschauer am Ende der Sendung, den Fernseher abzuschalten und an die frische Luft zu gehen.

“Tüfteln, Forschen, Entdecken – das war die Welt von Peter Lustig”, so Norbert Himmler, damals ZDF-Programmdirektor, zum Tod des Moderators, der am 23. Februar 2016 verstarb. “Wir werden den Mann, der Kinder und Erwachsene immer wieder zu überraschenden Erkenntnissen geführt hat, in lebendiger Erinnerung behalten.”

Genau wie “Löwenzahn”-Fans jeden Alters. Denn auch, wenn die Sendung vorwiegend für ein Publikum im Grundschulalter konzipiert war – “Löwenzahn” war stets generationenübergreifend beliebt. “Inzwischen wissen wir, dass unsere größten Fans so wie bei der ‘Sendung mit der Maus’ deutlich über 30 sind. Die haben vor 25 Jahren als Kinder schon die Ausgaben der ‘Pusteblume’ gesehen und sind uns bis heute treu geblieben”, sagte Lustig der “Stuttgarter Zeitung” kurz vor seinem Abschied.

Für seine Leistungen erhielt Peter Lustig zweimal den Grimme-Preis, im Jahr 2007 zudem das Bundesverdienstkreuz. Als der damalige Bundespräsident Horst Köhler ihm die Auszeichnung überreichte, trug Lustig Latzhose. Zur Feier des Tages mit Nadelstreifen.