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Licht und Schatten auf dem NRW-Arbeitsmarkt – weniger freie Stellen

Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen zeigt sich vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Herausforderungen zweigeteilt. So erreichte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Stand September 2024 einen neuen Rekord von 7,42 Millionen, wie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Zugleich stieg die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 5,1 Prozent auf 746.282 Menschen an. Sie liegt damit aber weiter deutlich unter dem Höchststand von 1,05 Millionen aus dem Jahr 2005, wie es hieß.

„Unternehmen suchen schon im zweiten Jahr nacheinander deutlich weniger Arbeitskräfte als in wirtschaftlich starken Zeiten“, sagte der Regionaldirektions-Vorsitzende Roland Schüßler zu den Zahlen. Das Angebot an freien Stellen sei im November um 10.000 oder 6,8 Prozent geringer als ein Jahr zuvor gewesen. Auch der geplante Stellenabbau in wirtschaftlichen Leitbranchen seien „sehr beunruhigend“. Zuletzt hatten die Stahlsparte von Thyssen-Krupp und die Kölner Ford-Werke angekündigt, Tausende Arbeitsplätze zu streichen.

Auch die Zweiteilung des Arbeitsmarktes macht dem Experten Sorgen. So sind demnach 80 Prozent der offenen Stellen an Menschen mit einer beruflichen oder akademischen Ausbildung adressiert. Zugleich verfügt die Mehrheit von 60 Prozent der Arbeitslosen nicht über diese Qualifikationen. „Wer arbeitslos wird, hat es aktuell schwer, wieder einen neuen Job zu finden“, erklärte Schüßler.

Ein Lichtblick ist aus Sicht der Arbeitsagentur die funktionierende Eingliederung von Geflüchteten. Von ihnen gingen den ANgaben zufolge im September 195.000 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 fanden 42.600 Menschen aus der Ukraine in NRW einen Arbeitsplatz. Profitieren könne der Arbeitsmarkt auch von einer besseren Eingliederung von Menschen mit Behinderung und Frauen, die eine Stelle suchten, so die Einschätzung der Jobcenter.

Angesichts von Stellenabbau, Standortverlagerungen und Firmenschließungen forderte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mehr Einsatz von der NRW-Landesregierung. Notwendig seien höhere öffentliche Investitionen in die Infrastruktur und bezahlbare Strompreise, sagte die Chefin des DGB NRW, Anja Weber. Als „brandgefährlich“ bezeichnete sie Einsparungen im sozialen Bereich: „Gerade wenn die Arbeitslosigkeit steigt, müssen sich die Bürgerinnen und Bürger auf einen funktionierenden Sozialstaat verlassen können.“

Auch die NRW-Arbeitgeber sehen wegen der weiter schrumpfenden Industrieproduktion – seit 2018 beläuft sich das Minus in NRW auf rund ein Fünftel – die Politik in der Pflicht. „Deregulieren statt immer neuer Bürokratie!“, forderte der Präsident der Unternehmensverbände, Arndt Kirchhoff. Eine starke Wirtschaftspolitik für mehr Wettbewerbsfähigkeit sei auch „die beste Politik für Arbeit und Beschäftigung“.