Nach Jahrzehnten des Niedergangs keimt im Libanon neue Hoffnung auf. Seit der Wahl des Präsidenten ist nun Wiederaufbau in einem stabileren Rahmen möglich. Deutschland und die Malteser wollen helfen.
In Rom hat der Malteser-Orden für Aufbauhilfe für den Libanon geworben. Anlass war ein internationaler Workshop unter dem Motto “Wiederaufbau des Libanon – die Vielfalt erhalten” in Rom am Sitz des Malteser-Ritterordens mit Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland am Donnerstag.
Libanons Staatspräsident Joseph Aoun sagte in einer Videobotschaft, sein Land befinde sich an einem Scheideweg. Es gebe neue Hoffnung auf Frieden und regionale Stabilität. Unter diesen Rahmenbedingungen könnten Reformen und wirtschaftliche Entwicklung in Gang gesetzt werden. Der einmalige religiöse Pluralismus des Landes, der seine Identität ausmache, müsse erhalten werden.
Aoun dankte dem Souveränen Malteser-Ritterorden und der Bundesrepublik Deutschland für ihre Hilfe. “Geben Sie den Maltesern die Mittel, um mitzuhelfen, den Libanon von morgen mit aufzubauen!”, so der Aufruf des am 9. Januar gewählten Staatspräsidenten.
Der Botschafter Deutschlands beim Malteser-Orden, Bernhard Kotsch, erinnerte daran, dass der Malteser-Orden und Malteser international gemeinsam mit der Bundesrepublik wichtige Partner für den Libanon seien. Das Land sei jetzt dabei, aus einer schweren Krise herauszufinden. Der Libanon könne auf die Unterstützung Deutschlands und der Malteser zählen.
Für den Vatikan erklärte Kurienkardinal Claudio Gugerotti, der Libanon sei ein lebendiges und einmaliges Symbol im Nahen Osten. “Wenn wir dieses Symbol verlieren würden, würde die einmalige Erfahrung des Miteinanders von unterschiedlichen Gemeinschaften verloren gehen”, so der Kardinal. Der Vatikan unterstütze die Christen im Libanon, damit sie nicht der “Versuchung” nachgeben, das Land zu verlassen. Anders als in den meisten arabischen Ländern seien Christen dort gleichberechtigt. Wenn dies verloren ginge, wäre das nicht nur ein religiöser Verlust. Der Vatikan ermutige die Christen, im Land zu bleiben und ihre Bürgerrechte wahrzunehmen, so der Kardinal, der Ende Januar den Libanon und Syrien besucht hat.
Der Diplomat Tobias Tunkel, Nahost-Abteilungsleiter im Auswärtigen Amt in Berlin, betonte, der Libanon sei für den Nahen Osten unverzichtbar. Um ihn zu erhalten, müssten die politischen und konfessionellen Kräfte dort ihren Egoismus und ihre mitunter “selbstzerstörerischen Tendenzen” überwinden. Der Libanon sei ein einmaliges Konstrukt, habe aber wegen der “destruktiven Einmischung anderer Länder” nicht wirklich funktioniert. Das könne sich jetzt endlich ändern. Dazu gehöre, dass der schädliche Einfluss der Hisbollah, die überwiegend die Agenda des Iran verfolgt habe, endlich zurückgedrängt sei. “Das ist eine Chance, und die sollte genutzt werden.”