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Lauterbach: Krankenhausreform erhöht Überlebenschancen

Die geplante Krankenhausreform soll nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Behandlungsqualität und damit die Überlebenschancen von Patienten erhöhen. Lauterbach beklagte am Dienstag in Berlin “große Qualitätsdefizite” aufgrund fehlender Spezialisierung. Dazu legte der Berliner Gesundheitsökonom Reinhard Busse eine Auswertung von sieben Erkrankungsgruppen vor. Demnach könnten statistisch tausende Todesfälle und Komplikationen vermieden werden, wenn die Patienten in spezialisierten Kliniken versorgt würden.

Lauterbach zeigte sich zuversichtlich, dass die Krankenhausreform “zurück in der Spur” sei. Die Bundesländer hatten sie zuvor blockiert. Neben der Verbesserung der wirtschaftlichen Basis solle sie die Qualität verbessern. Derzeit werde beispielsweise ein Drittel der onkologischen Eingriffe in nicht spezialisierten Krankenhäusern mit wenig Erfahrung durchgeführt. Das führe zu vermeidbaren Komplikationen und Todesfällen.

Nach den Berechnungen von Busse würde etwa die Sterblichkeit bei Herzinfarkt und Schlaganfall um 30 Prozent sinken, wenn die Behandlung in spezialisierten Häusern durchgeführt würde. Bei Dekubitus liegt der Unterschied zwischen qualifizierten und nicht qualifizierten Kliniken demnach bei 80 Prozent. Deshalb sei es wesentlich, dass sich Patienten mit dem geplanten Krankenhaustransparenzgesetz im Internet über die Versorgungsqualität informieren könnten.

Lauterbach legte einen Fahrplan für seine Reformvorhaben vor. So rechnet er beim Krankenhaustransparenzgesetz mit einer Einigung mit den Ländern im Vermittlungsausschuss, so dass es im Bundesrat am 22. März beschlossen werden könnte. Das Krankenhausfinanzierungsgesetz soll laut Minister am 24. April im Kabinett beschlossen werden. Der Kern des Gesetz sei nicht zustimmungspflichtig, sondern nur spätere Verordnungen, so der SPD-Politiker. Der Klinikatlas, der für mehr Transparenz sorgen soll, wird nach seinen Worten mit den “wichtigsten Daten” etwa zur Krebsbehandlung am 1. Mai im Internet veröffentlicht.

Der Vorsitzende des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, Jens Scholz, sprach sich für eine Steuerung der Patienten je nach Schwerefall durch die Unikliniken aus. Derzeit gebe es zu viele Doppelstrukturen, es fehle zudem an Patientensteuerung. Nicht mehr alle Krankenhäuser könnten “am Tropf” gehalten werden, so Scholz.

Über die Frage, wie viele der derzeit gut 1.800 Kliniken schließen werden, wolle er “nicht spekulieren”, sagte Lautbach. Es gebe ein Überangebot von Kliniken vor allem in westlichen Großstädten, die manchmal nur bis zur Hälfte belegt seien. Das Personal fehle an anderer Stelle. Zugleich müssten systemrelevante Krankenhäuser gerade in ländlichen Gebieten besser finanziert werden.