Betroffene sexualisierter Gewalt sollen in der evangelischen Landeskirche Hannovers nach Angaben eines Sprechers künftig stärker bei kircheninternen Entscheidungen zu diesem Thema beteiligt werden. Entsprechende Regelungen habe die Landessynode, das Kirchenparlament, auf den Weg gebracht, sagte Kirchensprecher Benjamin Simon-Hinkelmann am Montag in Hannover. Die hannoversche Landeskirche ist mit 2,1 Millionen Mitgliedern in 1.219 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee die größte evangelische Landeskirche in Deutschland.
Unter anderem sollen Betroffene den Angaben zufolge ein öffentliches Rederecht bei den Tagungen der Synode erhalten. Bislang konnten sie ihre Anliegen über einen Sprecher oder eine Sprecherin des Publikums einbringen. Künftig können sie sich per Saalmikrofon direkt an die Mitglieder des Kirchenparlaments wenden. Die Synode kommt in der Regel zweimal im Jahr zusammen.
Zudem plant die Landeskirche eine gewählte Betroffenenvertretung, die ein Mitbestimmungsrecht bei themenbezogenen Kirchengesetzentwürfen bekommen soll. Betroffene sollen auch themenbezogen in Ausschüssen der Synode mitwirken können. Zu diesem Zweck änderte die Synode ihre Geschäftsordnung.
Parallel zur Beteiligung der Betroffenen will die Landeskirche alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden für den Umgang mit sexualisierter Gewalt schulen. „Jeder und jede von uns muss wissen, was zu tun ist, wenn man sexualisierte Gewalt an anderer Stelle wahrnimmt, wie man eingreift und wo es zu melden ist“, sagte der Präsident des Landeskirchenamtes, Jens Lehmann, als Chef der Kirchenverwaltung. Die Landeskirche hat nach eigenen Angaben rund 23.000 hauptamtliche und etwa 100.000 ehrenamtliche Mitarbeitende.