Synode und Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wollen ihre Anstrengungen zur Aufarbeitung sexueller Gewalt in Kirche und Diakonie verstärken. „Denn wir wissen, dass Übergriffe, Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt in unserer Kirche vorgekommen sind und immer noch vorkommen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die am Freitag vor der in Stuttgart tagenden Landessynode vorgestellt wurde.
Man suche nach Wegen, die Folgen des geschehenen Unrechts zu lindern, heißt es darin weiter. So werde die württembergische Landeskirche die vom Beteiligungsforum erarbeiteten Standards für Anerkennungsleistungen übernehmen und auf eine EKD-einheitliche Erfassung von Vorfällen drängen. Man befürworte zudem die Errichtung einer Ombuds-Stelle auf EKD-Ebene und unterstütze die Erarbeitung einheitlicher Standards und Konzepte bei Prävention, Intervention und Aufarbeitung innerhalb der EKD-Gliedkirchen. Darüber hinaus fordern Synode und Oberkirchenrat die Einrichtung einer Aufarbeitungs-Kommission des Bundes.
Am 25. Januar hatte der unabhängige Forschungsverbund ForuM im Auftrag der EKD und der Diakonie eine Studie über Risikofaktoren und Ausmaß sexualisierter Gewalt vorgestellt. Die Forscher fanden Hinweise auf mindestens 2.225 Betroffene und mindestens 1.259 mutmaßliche Täter, die tatsächliche Zahl der Betroffenen dürfte der Einschätzung zufolge deutlich höher liegen. Zudem attestierten die Forscher eine „Verantwortungsdiffusion“, ein problematisches Amtsverständnis bei Pfarrern und die Diskreditierung von Betroffenen, die die Gewalt gegen sie öffentlich machten. (0582/15.03.2024)