Artikel teilen:

Landeskirche rügt Polizeivorgehen in Schweriner Kirchenasyl

Die evangelische Nordkirche hat eine versuchte Abschiebung aus einem Kirchenasyl in Schwerin an diesem Mittwoch scharf verurteilt. Laut Polizei versuchte eine Mutter in psychischem Ausnahmezustand die Abschiebung ihrer erwachsenen Söhne zu verhindern und die Beamten verschafften sich gewaltsam Zutritt. “Solch eine bedrohliche und eskalierende Situation wie heute Morgen in Schwerin hat die Familie massiv retraumatisiert und ist unzumutbar”, erklärte Bischöfin Nora Steens. Das Kirchenasyl sei vergangenen Freitag gewährt und alle zuständigen Behörden informiert worden.

Es handele sich um eine afghanische Familie aus sechs Personen. Zwei erwachsene Söhne sollten demnach am Morgen allein nach Spanien abgeschoben werden. Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Dietlind Jochims, bezeichnete das Vorgehen als beschämend und mit den Grundsätzen der Menschenrechte unvereinbar: “Hier wurde der Schutzraum einer schwer traumatisierten Familie, die in ihrer Heimat mit dem Tod bedroht wurde, verletzt.”

Laut Nordkirche ist die Mutter eine bekannte Frauenrechtlerin und Journalistin, die in ihrer Heimat massiv bedroht wurde. Über das Aufnahmeprogramm für Afghanistan des Bundesinnenministeriums und des Auswärtigen Amtes sei der Familie eine Aufnahme in Deutschland zugesichert worden. Die Visumserteilung verzögerte sich allerdings. Da das Leben der Familie in Afghanistan zusehends gefährdet gewesen sei und sich auch der Gesundheitszustand verschlechtert habe, floh sie in den Iran. Von dort aus gelangten sie mit einem spanischen Visum nach Europa.