Wirksamer Schutz vor sexualisierter Gewalt und die Aufarbeitung mit den Betroffenen scheinen in der Landeskirche Hannovers auf einem guten Weg. Beides habe für Kirche und Diakonie unverrückbare Priorität, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister in seinem Bericht vor der Landessynode, die vor Kurzem tagte. „Die Arbeit an den Schutzkonzepten ist weit gediehen und Grundlage künftiger Projekte.“
Und doch scheint der Weg auch nach Jahren der Auseinandersetzung mit dem Thema immer noch sehr steinig zu sein. Trotz „höchster Sensibilität“ auf der Seite kirchlicher Mitarbeitender sei die Aufgabe ambivalent und mühselig, betonte der Landesbischof. Die Herausforderung bestehe darin, dem Versagen von Kirche zu begegnen und darin „aufrichtig und wahrhaftig“ zu sein.
Eltern beklagen Versagen der Landeskirche Hannovers
Was diese Aussage beinhaltet, machten Eingaben mehrerer Eltern deutlich, deren Kinder von sexualisierter Gewalt in einem evangelischen Kindergarten im Bereich der Landeskirche Hannovers betroffen sind. In dem Fall wurde ermittelt, doch den Eltern genügt das nicht. „Wir sind fassungslos über den Umgang der Landeskirche mit Vorfällen von sexualisierter Gewalt“, so ein Vater gegenüber der Evangelischen Zeitung. „Wir hoffen auf nachhaltige Verbesserungen.“
In der Eingabe fordern die Eltern unter anderem flächendeckende qualifizierte Schutzkonzepte in evangelischen Kindergärten, eine bessere Schulung von Mitarbeitenden und Standards bei der Information von Betroffenen. Von der Kirche fordern sie insgesamt eine „Kultur der Offenheit“.
Die Synode hat die Eingaben unterdessen an verschiedene Fachausschüsse der Synode verwiesen. „Wir nehmen den Hintergrund und den Inhalt der Eingaben sehr ernst und werden uns in aller Sorgfalt der Bearbeitung widmen“, sagte Synodenpräsident Matthias Kannengießer.
EKD-Studie wird weitere Versäumnisse offenlegen
Sprengkraft wird voraussichtlich auch eine umfangreiche wissenschaftliche EKD-Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt enthalten, die im Januar vorgestellt werden soll. Darin geht es um grundlegende Strukturen und Bedingungen, die sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch in der evangelischen Kirche begünstigen. „Wir werden noch einmal sehr viel darüber lernen, was in der Vergangenheit versäumt wurde und in Zukunft besser gemacht werden muss“, sagte Mareike Dee von der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der Landeskirche Hannovers im Auftrag der Gleichstellungsbeauftragten. „Lassen Sie uns das Thema nicht unterschätzen.“