Hunderte Schüler haben am Montag in Schwerin für Bildungsreformen protestiert. Der Forderungskatalog, den Schülerräte an Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) übergaben, umfasst laut Mitteilung des Bildungsministeriums Themen wie mentale Gesundheit, Schulstrukturreformen, Demokratiebildung, soziale Gerechtigkeit und Schülermitwirkung. Zu dem Protest hatten der Landesschülerrat und die Schulräte der Städte Rostock und Schwerin aufgerufen.
„Es ist ein gutes Zeichen für unsere Demokratie, wenn sich junge Menschen für ihre Bildung und ihre Zukunft einsetzen“, befand Oldenburg. Die Landesregierung nehme die Forderungen der jungen Leute ernst. Manches sei bereits umgesetzt, anderes stoße an rechtliche oder praktische Grenzen.
„Gerade beim Thema psychische Gesundheit sind wir bereits aktiv“, sagte Oldenburg. „Mit unseren schulpsychologischen Beratungsstellen, dem Zeugnissorgentelefon und mobilen Krisenteams, die an die Schulen fahren, haben wir verlässliche Angebote geschaffen. Diese wollen wir künftig noch sichtbarer machen.“
Zu Forderungen wie einer flexiblen Schulpflicht oder der Abschaffung der verpflichtenden Mathematikprüfung im Abitur äußerte sich die Ministerin zurückhaltend: „Wir müssen bei allen Überlegungen das Gleichgewicht zwischen Flexibilität, Bildungsqualität und Vergleichbarkeit wahren.“
Ein Schwerpunkt sei weiterhin die Stärkung der Mitbestimmung. „Wir haben mit der verpflichtenden Wahl von Vertrauenslehrkräften und der erweiterten Beteiligung in Schulkonferenzen viele Weichen gestellt“, sagte Oldenburg. Die geplante Verwaltungsvorschrift „Demokratiebildung“ solle wesentliche inhaltliche und fachliche Grundlagen, Unterstützungsmaßnahmen und Handlungsrichtlinien bündeln.
Für September sei ein landesweiter Schulkongress geplant. Dabei solle der Austausch weiter vertieft werden.
Ina Bösefeldt, Geschäftsführerin des Landesjugendrings MV, erklärte laut Mitteilung, die jungen Menschen verdienten Gehör und hätten das Recht, ernst genommen zu werden. Die Proteste seien Ausdruck eines größeren Problems, das sich auch in MV zeige: „Junge Menschen erleben, dass ihre Anliegen nicht ernst genommen werden – in der Schule, in der Politik, in der Gesellschaft.“
Bösefeldt mahnte, wer junge Menschen nur symbolisch beteiligt, verliere sie. Wer ihnen aber echte Verantwortung übertrage, gewinne engagierte Mitgestalterinnen und Mitgestalter der Demokratie.
Es gehe nicht darum, einzelne Forderungen sofort umzusetzen oder sie vorschnell als begründet oder unbegründet zu bewerten. Es gehe darum, zuzuhören, miteinander ins Gespräch zu kommen, Kompromisse zu verhandeln und diese dann konsequent umzusetzen.
Der Landesjugendring MV fordert ein klares Bekenntnis zur Jugendbeteiligung. Das Beteiligungsgesetz müsse „konkret und verbindlich umgesetzt werden – schulisch und außerschulisch“.
Er fordert zudem mehr Räume für politische Bildung und Jugendengagement. Jugendverbände, Ferienfreizeiten und internationale Jugendbegegnungen seien Werkstätten der Demokratie. Zudem brauche es eine landesweite Jugendstrategie, die junge Menschen als aktive Akteurinnen und Akteure einer offenen Gesellschaft in den Mittelpunkt stelle.