In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 11. Januar, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
In einem fiktiven Dorf in Guinea wird die Wassergöttin Mami Wata verehrt, die über ein Medium mit den Bewohnern kommuniziert. Doch zunehmend regt sich Widerstand gegen die Autorität der Matriarchin. Von aufgeklärten Töchtern wie von aggressiven Männern wird sogar die Existenz der Göttin in Frage gestellt. In betörenden Schwarz-weiß-Bildern erzählt der Film eine auf westafrikanischer Folklore basierende Geschichte über Macht, Geschlechterverhältnisse, spirituelles Erbe und den Kampf zwischen Tradition und Moderne. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/621779/mami-wata
Eine verheiratete 50-jährige Anwältin für Jugendrecht lässt sich mit ihrem rebellischen 17-jährigen Stiefsohn auf eine Affäre ein, die zunehmend außer Kontrolle gerät. Das französische Remake des dänischen Dramas “Königin” inszeniert die Grenzüberschreitung entschieden nicht als solche und zeigt, wie unausgesprochene Sehnsüchte zu dieser fast unvermeidbaren Annäherung führen. Mit einem scharf, aber nicht mitleidlos sezierenden Blick, jedoch konsequent der ambivalenten Gefühlswelt seiner Protagonistin verpflichtet, offenbart der Film die Widersprüchlichkeit der menschlichen Natur. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620821/im-letzten-sommer
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Ein junger Billardspieler aus Mali hat sich mit einer Französin zusammengetan, die ihrer Drogenvergangenheit entkommen will. Gemeinsam ziehen sie durch Berlin, verleiten andere Spieler zu hohen Einsätzen und bezwingen sie, bis sie an einen der Besten geraten, der sie im ersten Duell schlägt. Für die Revanche müssen sie eine ganz neue Strategie entwickeln. Ein stimmungsvolles Schwarz-weiß-Drama mit dynamischen Spielszenen, in dem die wandelbaren Auftritte der Hauptfiguren am Spieltisch eine besondere Rolle spielen. Der Film setzt auf Reduktion in der Handlung und im Entwurf der Hauptfiguren, was der feinen, beobachtenden Studie aber eher zugutekommt. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/621938/night-to-be-gone
Eine iranische Rettungsschwimmerin überwindet ein schweres Trauma, indem sie im Kaspischen Meer zu trainieren beginnt und etliche Rekorde im Langstreckenbereich aufstellt, die von den Behörden aber nicht anerkannt werden. Gegen alle politischen, religiösen und persönlichen Widerstände gelingt ihr schließlich ein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Der Film wirft einen differenzierten Blick auf die iranische Gesellschaft, wobei er deutlich zwischen repressivem Staat und dem aufrechten Volk unterscheidet. Die Ausführlichkeit der Handlung ermüdet bisweilen, doch das auf realen Begebenheiten beruhende Porträt einer tapferen Frau, die sich nicht einschüchtern lässt, ist mitreißend inszeniert. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621987/orca
Durch eine mysteriöse Krankheit verwandeln sich Menschen in hybride Tierwesen und werden von der Gesellschaft ausgegrenzt und verfolgt. Ein Teenager, dessen Mutter betroffen ist, bemerkt bald auch an sich erste Anzeichen der Transformation und ringt mit den neuen Kräften und Gelüsten, die diese mit sich bringt. Eine ernsthafte, manchmal allerdings etwas halbgare Mischung aus zeitgenössischer Superhelden-Erzählung und anspruchsvollem Jugendfilm, der vor allem in der Zeichnung des Generationenkonflikts und der jugendlichen Gefühlsunsicherheit sensible Szenen gelingen. Die politischen und sozialen Hintergründe bleiben hingegen nebulös. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620875/animalia
Nachdem zwei jungen kanadischen Touristinnen das Geld ausgegangen ist, beginnen sie im australischen Outback als Kellnerinnen zu arbeiten. In der abgewrackten Bar, die überwiegend von Minenarbeitern besucht wird, ist die Arbeit knochenhart und der Umgangston rau. Eine der beiden Frauen nimmt die Atmosphäre zunehmend als bedrohlich wahr. Das mit Thriller-Motiven spielende Drama erforscht den Graubereich des alltäglichen Sexismus, ohne auf einfache Wahrheiten zu setzen. Trotz der etwas richtungslosen Dramaturgie und eines plumpen Endes überzeugt der glänzend gespielte Film durch eine erfreuliche Ambivalenz, da sich Intuition und Paranoia nicht immer voneinander trennen lassen. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621795/the-royal-hotel
Nachdem die Schriftstellerin Helga Schubert fast zwanzig Jahre nicht mehr publiziert hatte und ihr Leben als Autorin bereits für beendet hielt, gewann sie 2020 im Alter von 80 Jahren in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Preis. Das wenig formbewusste Doku-Porträt begleitet die in Mecklenburg lebende Autorin und ausgebildete Psychologin, die seit vielen Jahren ihren schwerkranken Mann pflegt, über mehrere Monate hinweg. In ausführlichen Gesprächen rekapituliert die erzählfreudige Literatin und wache Chronistin wichtige biografische Stationen, von der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter über ihre Konflikte mit dem DDR-Regime bis hin zu ihrer politischen Aktivität während der Wende. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622088/sonntagskind-die-schriftstellerin-helga-schubert
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In einer nicht allzu fernen Zukunft wollen ein Biologe und eine Managerin eines Tech-Unternehmens ein Kind bekommen, sind sich über die Art der Schwangerschaft aber uneins. Er träumt von einer natürlichen Geburt, sie aber setzt auf eine extra-uterine Schwangerschaft in einer Art Plastik-Ei, das überallhin mitgenommen werden kann. Der durchgängig in Pastelltönen gehaltene Film entwirft eine sanfte Vision einer durchgängig von Künstlicher Intelligenz strukturierten Welt, in der alles zweckrational organisiert ist und auch zwischenmenschliche Konflikte auf ein Minimum heruntergefahren sind. Die Provokation des Films besteht im irritierenden Verzicht auf sarkastische oder ironische Zwischentöne. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621165/baby-to-go
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Ein ehemaliges musikalisches Wunderkind wird nach 15 Jahren aus dem Gefängnis entlassen, in dem sie für einen Mord einsaß, den sie nicht begangen hat. In einer christlichen Einrichtung findet sie einen Platz und versucht mit ihren widerstrebenden Gefühlen klarzukommen, bis sie auf den Mann trifft, der für ihre Haft verantwortlich ist. Ihr Rachefeldzug lässt die melodramatische Handlung allerdings zunehmend unglaubwürdige Volten schlagen. Allein die furiose Hauptdarstellerin Hannah Herzsprung vermag die Mixtur aus Rachedrama, Musical und extremen Frauenporträt halbwegs zusammenzuhalten. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/617122/15-jahre
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch