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Kurzkritiken zu den Kinofilmen dieser Woche

In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 13. März, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:

Ein Überlebender aus dem syrischen Militärgefängnis Saidnaya ist Mitglied einer Gruppe von Exil-Syrern, die in Europa untergetauchte Kriegsverbrecher des Assad-Regimes aufspürt. Als er in Straßburg seinen mutmaßlichen Folterer ausfindig macht, gerät er in einen Konflikt zwischen persönlichen Rachegefühlen und der Notwendigkeit strafrechtlicher Verfolgung. Ein dichter Film, der minimalistischen Spionagethriller, Diasporaerzählung und Überlebensdrama miteinander verbindet und gekonnt eine dynamische Handlung mit einer Voiceover-Ebene ausbalanciert. – Sehenswert ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623981/die-schattenjager

Der Dokumentarfilm erinnert an die Geschichte eines Frauenstreiks, der 1975 für einen Tag lang Island lahmlegte und an dem sich 90 Prozent aller isländischen Frauen beteiligten. Das Ziel war die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Humorvoll und mit spielerischer Leichtigkeit wird die Vorgeschichte des Streiks aufgerollt, der mit einer riesigen Frauenkundgebung in Reykjavík endete. “Ein Tag ohne Frauen” ist ein echter Gute-Laune-Dokumentarfilm – voller Hoffnung, Humor und Optimismus. Ein Film, der Zeichen setzt. Wie ein Sonnenstrahl an einem trüben Tag. Die Aktion war übrigens auch langfristig erfolgreich; Island belegt seit vielen Jahren weltweit den ersten Platz in Sachen Geschlechterparität. – Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623832/ein-tag-ohne-frauen

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Abend für Abend erzählt ein Vater seiner Tochter Geschichten von einem Igel, der sich nicht unterkriegen lässt. Als er aber seine Arbeit verliert, hört er damit auf. Das Mädchen heckt daraufhin mit einem Freund den Plan aus, in die Fabrik einzubrechen und nach einem versteckten Geldschatz zu suchen. Während die Rahmenhandlung für Spannung sorgt, bleibt der charmante Animationsfilm vor allem durch die feinfühlig gezeichneten Figuren und seine durchdachte Bildgestaltung im Gedächtnis. Stimmig verbindet er einen Abenteuerplot mit ernsthaften Themen und nimmt vor allem als Loblied auf die Kraft des Geschichtenerzählens für sich ein. – Sehenswert ab 8.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624120/nina-und-das-geheimnis-des-igels

Mit Sorge beobachten der ehemalige Kongressabgeordnete Rubens Paiva, seine Frau Eunice und ihre Familie 1971 die politischen Entwicklungen in Brasilien. Während sie ihre älteste Tochter zum Studium nach Großbritannien schicken, hält es das Ehepaar noch nicht für geboten, das Land zu verlassen. Doch plötzlich wird der Mann von der Militärpolizei verschleppt, und auch seine Frau und eine der Töchter werden verhört. Zwar kommen die Frauen wieder frei, doch Paiva bleibt verschwunden. Auch Jahre später quält die Familie die Ungewissheit, was Paiva widerfahren ist. Das auf realen Ereignissen beruhende Drama schildert zunächst das Zusammenleben einer harmonischen Familie, in das dann umso schmerzhafter der Terror des Regimes einbricht. Mit Fokus auf Eunice Paiva erzählt der Film von den Verbrechen der Militärdiktatur, handelt aber zugleich auch vom Mut, sich von politischer Gewalt nicht brechen zu lassen, sondern unnachgiebig für demokratische Werte und Menschenrechte einzutreten. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623344/fur-immer-hier

Anfang der 1970er-Jahre kommt die Kölner Jugendliche Vera Brandes in Kontakt mit internationalen Jazz-Größen und erweist sich als Naturtalent für die Organisation von Auftritten. 1975 gelingt ihr mit einem Solo-Auftritt von Keith Jarrett in der Kölner Oper ein besonderer Coup, der trotz der improvisierten Rahmenbedingungen Jazzgeschichte schreibt. Der Historienfilm erzählt mit einigen Freiheiten die Geschichte um das “Köln Concert” nach und widmet sich sowohl der umtriebigen jungen Organisatorin als auch dem versierten Künstler. Als rasante, mit Illusionsbrüchen hantierende Komödie über Improvisation und Selbstermächtigung hält der Film etliche Überraschungen parat. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622106/koln-75

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Ein 12-jähriger Junge ist wenig begeistert von der Aussicht, sich um einen chinesischen Austauschschüler kümmern zu müssen, zumal ihn ein anstehendes Klaviervorspiel mit einer Mitschülerin zusätzlich nervös macht. Als der Austauschschüler als Aprilscherz den Karton eines Pizzaboten vertauscht, dessen Inhalt sich als größere Geldsumme entpuppt, geraten die Jungen in ein turbulentes Abenteuer, bei dem sie es mit Gangsterrappern, Mafiosi und tumben Polizisten zu tun bekommen. Ein ereignisreicher Kinderfilm mit einem guten Gespür für Tempo- und Stimmungsveränderungen und die Lebenswelt seiner jungen Hauptfiguren. Dabei gönnt er sich einen sanft antiautoritären Gestus und belässt die Beziehungen zwischen den Figuren angenehm im Ambivalenten. – Ab 10.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624030/der-prank

Ein erfolgreicher Schriftsteller und ein angehender Gärtner haben dem Großstadtleben in Buenos Aires den Rücken gekehrt, um einen Neubeginn auf dem Land zu wagen. Als das langjährige Paar Besuch von einer gemeinsamen Freundin bekommt, stehen plötzlich grundlegende Fragen über Zusammenleben, Bindung und Liebe im Raum. Der Beziehungsfilm legt seine Beobachtungen betont anti-dramatisch an, vermeidet Konflikte fast völlig und gerät mitunter etwas statisch. Alles in allem wirft er jedoch einen einfühlsamen Blick auf die kleinen Erschütterungen und leisen Zweifel im Zusammenleben. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624301/was-wir-gemeinsam-schufen

Ein angesehener, aber arroganter Londoner Theaterkritiker (Ian McKellen) muss 1934 um seinen Job bangen, als er wegen seiner Homosexualität verhaftet wird. Denn das Opfer seines Spottes – eine junge Schauspielerin (Gemma Arterton) – hat es ausgerechnet dem neuen Herausgeber seines Boulevardblattes (Mark Strong) angetan. Um seine Stellung zu behalten, verbündet sich der Kritiker mit seinem bisherigen Opfer, verfängt sich aber in seinen Racheplänen. Das ganz auf den Hauptdarsteller zugeschnittene Historiendrama versetzt glaubhaft in eine Gesellschaft voller Einschränkungen und Doppelmoral. Im letzten Drittel kippt der Film allerdings wenig subtil in eine banale Rachegeschichte und verspielt damit die überzeugende Charakterstudie und Milieuschilderung des Anfangs. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623996/the-critic

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Biografischer Film über das Leben des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, der am 6. April 1945 im Alter von 39 Jahren auf ausdrücklichen Befehl von Hitler im KZ Flossenbürg ermordet wurde. Im Kerker erinnert sich Bonhoeffer an wichtige Stationen seines Lebens, die illustrativ entfaltet, aber weder intellektuell noch religiös-spirituell besonders vertieft werden. Über die Lebensumstände und das Schicksal Bonhoeffers erfährt man auf diese Weise eine ganze Menge; für dessen existenzielle Kämpfe aber fehlt die inszenatorische Sensibilität. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623441/bonhoeffer

Eine Dokumentation, die sich mit Interviews aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Richtungen der menschlichen Angst vor dem eigenen Tod nähert. Die betont rational gehaltenen Gespräche kreisen um Ohnmacht, Trost oder Verdrängung sowie um die Unmöglichkeit, als Mensch den eigenen Tod akzeptieren zu können. Oft wirken die Gespräche etwas beliebig und bewegen sich zwischen Allgemeinplätzen mit wissenschaftlichem Anstrich und anekdotischen Einlassungen. Eine glatte, Werbeclip-artige Ästhetik will die Gesprächssituationen auflockern, greift dabei aber zu naheliegenden Bildern, die den Tod zum Klischee verharmlosen. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624121/sterben-ohne-gott

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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:

5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk

4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend

4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert

3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend

3 Sterne: solide und interessant

2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt

2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß

1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen

1 Stern: dürftig, enttäuschend

0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch

0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung