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Kurzkritiken zu den Kinofilmen der kommenden Woche

In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 30. Januar, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:

1947 emigriert ein ungarisch-jüdischer Architekt, der mit seiner Frau die Schoah überlebt hat, dann aber von ihr getrennt wurde, in die USA. Dort findet der Mann, der einst am Dessauer Bauhaus ausgebildet wurde, nach einigen Schwierigkeiten in einem Millionär einen mächtigen Gönner, der ihn mit der Planung eines Bauprojekts beauftragt, bei dem er seine modernistischen Ideen umsetzen kann. Die Zusammenarbeit entpuppt sich jedoch als doppelbödige Angelegenheit, und auch die erlittenen Traumata lassen sich selbst dann nicht abschütteln, als seine Frau wieder mit ihm vereint ist. Ein in 70mm gedrehtes Filmepos um einen Mann, der dem europäischen Faschismus entkommen ist, in den USA aber auf einen Herrenmenschen großkapitalistischer Prägung trifft. Die Textur der Bilder und eine besondere Farbstimmung verleihen dem Film eine ans Kino der 1950er-Jahre erinnernde Atmosphäre. Mit packenden Figuren und suggestiven Raumfantasien werden Seelenlandschaften einer Moderne entworfen, die energisch der Zukunft entgegenstrebt, während sich das Vergangene gleichzeitig als hartnäckiger Subtext in sie einschreibt. – Sehenswert ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623332/der-brutalist

Gelungenes Regiedebüt von Desiree Nosbusch: Ein früheres Ehepaar (Trine Dyrholm und Tim Roth) trifft sich zehn Jahre nach dem tödlichen Unfall des Sohnes wieder, weil dessen Grab möglicherweise verlegt werden muss, nachdem im Boden des Friedhofs Giftstoffe entdeckt wurden. Das Paar, das seither jeden Kontakt gemieden hatte, gerät beim Warten auf die Verantwortlichen in einen Disput über die unverarbeiteten Fragen nach Mitschuld am Tod des Kindes. Aber auch über den angemessenen Umgang mit der Trauer, zumal der Mann eröffnet, wieder liiert zu sein. Eine Verfilmung eines Zweipersonen-Stücks, die mit ausgezeichneten Darstellern und einer filmisch gelungenen Öffnung der Grenzen von Schauplatz und Handlungszeitraum den angestoßenen Themen eine angemessene Intensität verleiht. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623247/poison-eine-liebesgeschichte

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Der freundliche kleine Bär Paddington reist mit seiner englischen Menschenfamilie in seine Heimat Peru, als er beunruhigende Neuigkeiten über seine Tante erfährt. Als sie ankommen, ist sie verschwunden. Da ihre Spuren in den Amazonas-Dschungel führen, finden sich die Besucher unverhofft auf einer gefahrvollen Suche nach der alten Bärin und überdies auch nach der Goldstadt El Dorado wieder. Der dritte Kinofilm um die liebenswerte Kinderbuch-Figur setzt geradliniger als die Vorgänger auf Abenteuer- und Actionmomente, findet aber weiterhin Raum für hintergründigen Humor, leichte Dramatik und skurrile Filmzitate. Trotz gewisser erzählerischer Abnutzungserscheinungen sorgt insbesondere die entwaffnend gutmütige Hauptfigur für ansprechende kindgerechte Unterhaltung. – Ab 8.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623850/paddington-in-peru

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Der Enkel des italienischen Regisseurs Roberto Rossellini besucht seine über die halbe Welt verstreuten Verwandten, um mit ihnen über den Druck zu sprechen, dem man als Nachkomme im Schatten des berühmten Patriarchen ausgesetzt war. Die unterschiedlichen Biografien schneidet der Dokumentarfilm dabei nur an. Er konzentriert sich mehr auf die gemeinsame, nicht immer spannungsfreie Vergangenheitsbewältigung. Das fällt mitunter etwas sprunghaft und strukturlos aus, besticht aber durch einen persönlichen Ansatz und dem milden, jedoch nicht gefühlsduseligen Blick auf die Verwandtschaft. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623978/the-rossellinis

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Ein somalischer Gelegenheitsarbeiter, seine Schwester und sein Sohn leben in einem behelfsmäßig aufgebauten Dorf, in dem viel von der Familienzugehörigkeit abhängt. Das wirkt sich vor allem auf die Pläne der Frau aus, die sich von ihrem Mann scheiden lassen will. Zugleich ist sie ein wichtiger Bezugspunkt für ihren aufgeweckten Neffen, der auf ein Internat gehen könnte, was sich die Familie aber nicht leisten kann. Das konzentrierte Drama zeichnet das Bild einer Gesellschaft, in der die Menschen weitgehend auf sich allein gestellt sind. Das bisweilen spröde Werk setzt etwas Geduld voraus, bietet aber einen wichtigen Kontrapunkt zum klischeebehafteten medialen Bild eines gescheiterten Staats. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622801/the-village-next-to-paradise

Die Geschwister Hannah und Timotheus wachsen in einer streng religiösen Familie auf. Beide leben ihren Glauben mit Leidenschaft. So hat die junge Teenagerin ein Keuschheitsgelübte abgelegt, das körperliche Intimität vor der Eheschließung ausschließt. Als Hannah sich in den neuen Nachbarsjungen verliebt, werden die Dinge allerdings komplizierter. Auch Timotheus entwickelt Gefühle für jemanden – und zwar für seinen besten Freund Jonas. Geplagt von seinem Glauben, kämpft er gegen die “unreinen” Gedanken der Homosexualität an. Die Werte der Familie kollidieren immer stärker mit den Gefühlen und Sehnsüchten der Kinder. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622282/gotteskinder

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In dem vergnüglichen Episodenfilm knacken ein mittelloser Familienvater, ein Mauerblümchen, ein Selbstmordattentäter und ein Rentner im Seniorenheim den Jackpot im Lotto. Doch die gewonnenen Millionen führen nicht zu einem sorglosen Leben, sondern erweisen sich als gefährlicher Unruheherd. Mit parodistischen Mitteln sowie vielen Anspielungen auf die Pop- und Filmkultur werden allzu menschliche Gefühle wie Neid und Gier karikiert. Das ist leidlich unterhaltsam, wurde so oder ähnlich aber auch schon in anderen Filmen thematisiert. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623074/sechs-richtige-gluck-ist-nichts-fur-anfanger

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Dokumentarfilm über die polnische Bergsteigerin Wanda Rutkiewicz, die 1992 am Kangchendzonga in Nepal spurlos verschwunden ist. Rutkiewicz wollte während ihrer “Karawane der Träume” alle vierzehn Achttausender-Berge innerhalb eines Jahres bezwingen. Der eher konventionell inszenierte Film skizziert mit Hilfe prominenter Bergsteiger, einheimischer Sherpas und früherer Weggefährten das vielschichtige Bild einer in vielerlei Hinsicht Suchenden, wobei er auf zahlreiche Briefe von Rutkiewicz und Archivbilder aus der Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs zurückgreifen kann. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623698/the-last-expedition

Eine Frau (Nicole Kidman) scheint als Geschäftsführerin einer Firma, als Ehefrau eines attraktiven Mannes und als Mutter zweier Töchter ein erfülltes Leben zu führen. Doch dann fördert die Begegnung mit einem neuen Praktikanten ein verdrängtes Begehren an die Oberfläche, als der dreiste junge Mann ihr unverhohlen Avancen macht und mit seinem dominanten Verhalten bisher uneingestandene Unterwerfungsbedürfnisse weckt. Sie lässt sich auf eine Sexaffäre mit ihm ein, die ihr nicht nur privat, sondern auch beruflich schaden könnte. Das Erotikdrama punktet durch den mutigen Auftritt der Hauptdarstellerin, lotet die Obsessionen der Protagonistin aber trotz vieler Sexszenen nur recht halbherzig aus. Die Brisanz einer Affäre am Arbeitsplatz, die mit einem deutlichen Machtgefälle einhergeht, wird zudem zugunsten eines versöhnlichen Endes wohlfeil unter den Tisch gekehrt. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623342/babygirl

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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:

5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk

4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend

4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert

3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend

3 Sterne: solide und interessant

2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt

2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß

1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen

1 Stern: dürftig, enttäuschend

0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch

0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung