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Kurzkritiken zu den Kinofilmen der kommenden Woche

In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 31. Oktober, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:

Ein mit Dollars um sich werfender junger Russe engagiert in New York eine Stripperin für eine ganze Woche, fliegt mit ihr nach Las Vegas und heiratet sie aus einer Laune heraus. Das ruft nicht nur die Handlanger seiner Eltern, sondern auch diese selbst auf den Plan. Der Versuch, die Ehe schnellstmöglich wieder zu annullieren, mündet in eine wilde Verfolgungsjagd voller absurder Komik und romantischer Intermezzi. Die energiegeladene Tragikomödie mit märchenhaftem Überschwang entfaltet in langen, präzise auserzählten Sequenzen eine fieberhafte Dynamik, bei der es weniger um Sexarbeit als um die Abhängigkeit vom (russischen) Geld geht. Die Konzentration auf den Augenblick und die bloße Gegenwart erzeugt eine große Nähe zu den Figuren, die mit viel Sympathie und einem großen Humanismus gezeichnet werden. – Sehenswert ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622262/anora

In einem abgelegenen Bergdorf in Aserbaidschan will ein ehemaliger Filmvorführer wieder Filme zeigen, wie er das 30 Jahren zuvor getan hat, als noch ein Kino in dem Ort existierte. Eine gewagte Idee, denn er muss erst das alte Equipment wieder in Schuss bringen. Das aber zieht sich so sehr in die Länge, dass man währenddessen ein Jahr lang den Dorfalltag miterlebt. Ein teils inszenierter, teils dokumentarischer, visuell aber durchgängig hinreißender Film über Hoffnung und Veränderung und den Einfluss des Kinos auf seine Zuschauer, der sich eindringlich vermittelt. – Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623253/die-ruckkehr-des-filmvorfuhrers

Die deutsche Filmemacherin Leni Riefenstahl (1902-2003) avancierte mit ihrem NS-Parteitagsfilm “Triumph des Willens” zur Hofregisseurin von Adolf Hitler und arbeitete nach dem Ende der NS-Diktatur intensiv daran, sich als “unpolitische” Künstlerin darzustellen. Der Dokumentarfilm entwirft auf der Grundlage von Riefenstahls umfangreichem Nachlass ein vielschichtiges Puzzle, wobei es weniger darum geht, Riefenstahls Verstrickungen ins NS-Regime neu zu beleuchten, als vielmehr dem Weiterwirken ihrer Filme in der Gegenwart auf die Spur zu kommen. – Sehenswert ab 14

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/623252/riefenstahl

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Nach verstörenden Erfahrungen kehrt ein Kamikaze-Flieger am Ende des Zweiten Weltkriegs ins zerstörte Tokio zurück. Eine junge Frau, die ein elternloses Kind adoptiert hat, und die Nachbarin seiner durch Bomben getöteten Eltern helfen ihm, wieder Fuß zu fassen. Doch nicht nur der Krieg, sondern auch die geheim gehaltene Begegnung mit dem Echsenmonster Godzilla haben ihn tief verstört. Dann aber nimmt das durch US-Atomtests riesenhaft mutierte Wesen Kurs auf das politisch gelähmte Japan. Der für die unterhaltsame Godzilla-Filmreihe äußerst grimmige Monsterfilm rekurriert auf die Anfänge der Reihe und bereichert die furiose Zerstörungsorgie mit einem Drama, das sich melodramatisch mit den Kriegstraumata der Japaner und ihrem Selbstaufopferungsmythos auseinandersetzt. Aus Anlass des 70. Geburtstages des 1954 erschienenen ersten “Godzilla”-Films von Ishiro Honda entstand als Verbeugung vor dem Original auch eine Schwarz-weiß-Version des Films. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/621772/godzilla-minus-one-minus-color

In der mecklenburgischen Kleinstadt Parchim gibt es nicht nur beschauliche Fachwerkhäuser, sondern auch ein Kulturleben. Neben dem örtlichen Kino dominiert vor allem das seit sieben Jahrzehnten bestehende Theater der Stadt. Der Dokumentarfilm beobachtet den Spielbetrieb durch die Augen zweier Neuankömmlinge, der Schauspielabsolventinnen Arikia Orban und Gesa Penthin. So entsteht ein spannender Blick hinter die Kulissen, der die Theaterwelt mit den persönlichen Werdegängen der Protagonistinnen verbindet. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/623146/dann-gehste-eben-nach-parchim

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Ein gutverdienender Angestellter von Anfang fünfzig (Jan Josef Liefers) fürchtet um seine Stelle, als seine Firma von Diversity-Beratern unter die Lupe genommen wird. Zwar wird ihm auch eine Beförderung in Aussicht gestellt, Voraussetzung dafür ist jedoch ein Abendessen bei ihm zuhause, wo er seine Weltoffenheit beweisen soll. Das aber erfordert einiges an Umgestaltung und Verstellung. Die mit vielen bekannten Stars (u.a. Nadja Uhl, Elyas M’Barek, Meltem Kaptan, Friedrich von Thun) besetzte Gesellschaftskomödie zielt auf den Umgang mit aktuellen ideologischen Kampfbegriffen, ist in Details treffsicher und wirbt für Dialog und Begegnung anstelle von Streit und Inflexibilität. Dabei verlässt sich der Humor allerdings zu oft auf Klischees und Vorurteile und kann in der plakativen Figurenzeichnung auch als Charakterstudie nicht voll überzeugen. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/623251/alter-weisser-mann

Ein dokumentarisches Porträt des exzentrischen Rocksängers Willy DeVille (1950-2009), das mit Archivmaterial sowie Interviews mit Weggefährten, die wechselhafte, von Drogenkonsum und finanziellen Durststrecken gezeichnete Karriere des Musikers Revue passieren lässt. Der Dokumentarfilm folgt einem schlichten chronologischen Aufbau, versammelt mitunter zwar einige sehenswerte Auftritte und amüsante Geschichten und führt Aussagen von Kollegen an, die DeVille als verkanntes Genie würdigen. Dabei bleibt er allerdings zu oberflächlich, erratisch und anekdotisch, um die Kunst DeVilles anschaulich vermitteln zu können. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/622742/heaven-stood-still-the-incarnations-of-willy-deville

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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:

5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk

4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend

4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert

3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend

3 Sterne: solide und interessant

2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt

2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß

1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen

1 Stern: dürftig, enttäuschend

0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch

0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung