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Kultureller Ehrenpreis der Stadt München für Michael Brenner

Nicht mit dem Zeigefinger belehren, sondern empathisch ans Thema heranführen: So beschreibt der Historiker Michael Brenner seine Arbeitsweise. Sein bisheriges Schaffen würdigt die Stadt München nun mit einem Preis.

Der Historiker Michael Brenner (60) erhält den Kulturellen Ehrenpreis der Stadt München. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird dem Inhaber des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) am 26. Juni überreicht, wie die Stadt am Freitag mitteilte. Mit dem Preis wird jährlich eine Persönlichkeit von internationaler Ausstrahlung mit engem Bezug zu München für ihre kulturellen oder wissenschaftlichen Leistungen geehrt. Träger der vergangenen Jahre waren unter anderen Dieter Hildebrandt, Senta Berger, Jürgen Habermas, Uwe Timm, Werner Herzog und zuletzt Julia Fischer.

In der Begründung heißt es, Brenner habe den anfangs so kleinen Lehrstuhl zu einem der wichtigsten internationalen Orte für jüdische Geschichte und Kultur ausgebaut. Bei der Gründung 1997 habe er noch selbst IKEA-Stühle besorgen müssen, um überhaupt Seminare abhalten zu können. Damals sei Brenner 33 Jahre alt gewesen und hätte eine Professur in den USA haben können: “Stattdessen kam er, der in Weiden als Sohn zweier Holocaust-Überlebender aufgewachsen und zum Studium in die USA gegangen war, nach München zurück, was sich als großes Glück für diese Stadt erweisen sollte.”

Themen wie das jüdische Leben in Bayern oder die deutsch-israelischen Beziehungen wurden grundlegend erforscht, wie es heißt. Zudem gab es Ausstellungen etwa zur Frage, wie junge Jüdinnen und Juden nach 1945 in München aufgewachsen seien. Auch Tagungen zu jüdischem Humor oder 2.000 Jahren jüdischer Geschichte in Italien wurden veranstaltet. Eine Professur für Mittelalterliche Geschichte kam genauso dazu wie ein Zentrum für Israel-Studien, das Brenner nach dem Vorbild des Center for Israel Studies der American University in Washington D.C. eingerichtet hat. Letzteres leitet er seit 2013 als Direktor.

Seine Bücher, Aufsätze und Monografien etwa zur Münchner Nachkriegsgeschichte oder der Ideengeschichte israelischer Selbstentwürfe wirkten nie didaktisch oder trocken enzyklopädisch, urteilte die Jury. Vielmehr sei Brenner ein so begnadeter Erzähler, dass die je beschriebene Welt aus den Seiten aufzuschweben scheine. Auch international sei seine Arbeit längst maßgebend. Angesichts der aktuellen Ereignisse in Nahost, eines weltweit wiedererstarkenden Antisemitismus sowie schon länger anhaltender Anfechtungen der Wissenschaften als aufklärerischem Fundament der Demokratie sei seine erhellende, stets besonnene historische Stimme wichtiger denn je.