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Künstlerisches Erinnern an Kölner Archiv-Einsturz vor 16 Jahren

Auf dem Waidmarkt in Köln soll der Einsturz des Historischen Archivs vor 16 Jahren künstlerisch aufgearbeitet werden. Im Rahmen des Projekts „Panorama-Waidmarkt“ wird am 4. Mai um 18 Uhr ein „Panorama-Pavillon“ der Gruppe Observatorium aus Rotterdam eröffnet, wie die Projektkoordinatoren am Dienstag ankündigten. Bis zum 29. Juni seien Besucher eingeladen, die temporäre Architektur zum Verweilen, Beobachten und Erinnern zu nutzen.

Dabei gehe es um eine Bestandsaufnahme nach 16 Jahren, um Trauer und Erwartungen für die Zukunft, hieß es. Menschen könnten sich darin zurückziehen und zeichnend oder schreibend zum Panorama Waidmarkt beitragen. Alles, was die Menschen dort festhalten und im Pavillon zurücklassen, werde als Dokument der Reflexion und künstlerisches Zeugnis in das „Logbuch der Zwischenzeit 2009-2025“ aufgenommen und später dem Historischen Archiv der Stadt Köln, das sich mittlerweile an anderer Stelle befindet, übergeben.

Das Kunstprojekt „Panorama-Waidmarkt“ widmet sich nach eigenen Angaben der „Zukunft des Stadtgedächtnisses – Neue urbane Räume für eine Kultur des Erinnerns“. Grundlage für diesen Prozess, der über die kommenden Jahre bis zum Abschluss der unterirdischen Baumaßnahmen der Nord-Süd-Bahn durchgeführt wird, ist das Konzept der Stadt Köln „Auf dem Weg zu einem Neuen Waidmarkt“.

Die Künstlergruppe Observatorium aus Rotterdam wurde von der Stadt Köln beauftragt, eine „künstlerische Intervention“ am Ort des Einsturzes durchzuführen. Der Einsturz ereignete sich am 3. März 2009. Die Baugrube wird voraussichtlich bis 2032 existieren. Einsturzursache waren unsachgemäße Tiefbauarbeiten bei der Kölner Nord-Süd-Stadtbahn. Zwei Menschen starben. Auch zwei angrenzende Häuser brachen zusammen. Zum Zeitpunkt des Einsturzes hatten sich rund 27 laufende Kilometer Akten, etwa 62.000 Urkunden, 329.000 Karten, Pläne und Plakate, 500.000 Fotos sowie annähernd 2.500 Tonträger und Videos in dem Archiv befunden. 95 Prozent davon konnten geborgen werden.

Das Landgericht Köln verurteilte einen von insgesamt vier Angeklagten, der mit der örtlichen Bauüberwachung an der U-Bahnbaustelle betraut gewesen war, wegen fahrlässiger Tötung zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten auf Bewährung. Im Jahr 2020 wurde ein Archiv-Neubau an anderer Stelle in Köln, am Eifelwall, fertiggestellt.