Kassel – Zu einem „Leuchtturm für Lampedusa“ haben die Künstler Thomas Kilpper und Massimo Ricciardo die Kasseler Karlskirche umgestaltet. Die noch bis zum 17. September zu sehende Ausstellung ist Teil der Reformationsausstellung „Luther und die Avantgarde“ in Wittenberg, die sich in kleineren Teilen auch in Kassel und Berlin präsentiert. Im Innern der Karlskirche zeigt die indische Künstlerin Shilpa Gupta eine aus rund 3500 Mikrofonen bestehende Klangskulptur.
Thomas Kilpper habe mit seinem Projekt die Kirche als einen Ort dargestellt, in dem man Zuflucht finde und der Signale aussende, sagte die Kuratorin der Ausstellung, Susanne Kleine. Der Turm der Karlskirche wurde dazu von Kilpper mit Resten von auf Sizilien gestrandeten Flüchtlingsbooten umhüllt und mit kurzen Texten versehen. Aufflackernde Lampen machen ihn schon von Weitem sichtbar.
Im Inneren der Kirche präsentiert Kilpper zusammen mit Massimo Ricciardo eine Sammlung von Fundsachen, die in Flüchtlingsbooten oder am Strand sizilianischer Orte gefunden wurden. Zu sehen sind Dinge des täglichen Bedarfs, Ausweise, kleine Ausgaben des Korans, Musikkassetten oder auch Zahnpastatuben. Die beiden Künstler wollten ihre Sammlung fortsetzen und hätten sich die Errichtung eines Museums und Kulturzentrums in Lampedusa auf der gleichnamigen Mittelmeerinsel zum Ziel gesetzt.
Die wie eine Traube von der Decke hängenden Mikrofone von Shilpa Gupta geben Texte, Geräusche und Musik wieder. Sie wolle durch ihre Installation die Möglichkeiten und die Kraft von Sprache aufzeigen, sagte Gupta. Zur besseren Konzentration sei die Karlskirche abgedunkelt worden, erläuterte Kleine.
Der kurhessische Bischof Martin Hein wies darauf hin, dass es sich bei der Ausstellung nicht um kirchliche Kunst handele. Die Künstler hätten sich in ihren Arbeiten aber mit vorwärtsweisenden Elementen der Reformation auseinandergesetzt. „In einer Kirche werden die Objekte möglicherweise anders aufgenommen als in einer Ausstellungshalle“, sagte er mit Blick auf den Ausstellungsort.epd/UK
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