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Krefeld: Begegnung der Avantgarde-Architekten Kiesler und Pichler

Das Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld stellt in einer Sonderausstellung zwei Avantgarde-Künstler aus Architektur und Bildhauerei gegenüber. Unter der Überschrift „Visionäre Räume“ werden von Freitag bis 30. März Werke des österreichisch-amerikanischen Künstlerarchitekten Friedrich Kiesler mit Arbeiten des österreichischen Bildhauers und Architekten Walter Pichler zusammengebracht, wie die Kunstmuseen Krefeld am Dienstag ankündigten. Gezeigt werden rund 170 internationale Leihgaben, darunter erstmals öffentlich präsentierte Archivalien.

Kiesler (1890-1965) habe sich nach bahnbrechenden Ausstellungsdisplays und Architekturvisionen der 1920er Jahre vermehrt dem Theater, der Lehre und der Skulptur zugewandt, hieß es. Dabei sei er auf Pichler (1936-2012) getroffen, der in den frühen 1960er Jahren mit seinen als alternative Wohnräume deklarierten Plastiken wichtige Impulse für die Kunst- und Baugestaltung gesetzt habe. Beide hätten als Pioniere begonnen, herkömmliche Bauweisen infrage zu stellen und Alternativen zu entwickeln. Es entstanden biomorphe, skulpturale Architekturen beziehungsweise architektonische Skulpturen.

Kiesler, geboren im damals österreichisch-ungarischen Czernowitz, studierte in Wien. Mit der Organisation der „Internationalen Ausstellung für neue Theatertechnik“ entwickelte er für die Pariser Weltausstellung 1925 die Vision einer schwebenden Stadt der Zukunft. 1926 übersiedelte Kiesler nach New York und wurde dort zu einem wichtigen Vertreter der europäischen Avantgarde und der jungen amerikanischen Kunst. Er arbeitete als bildender Künstler, Bühnenbildner, Architekt und Designer. In seinen letzten Lebensjahren experimentierte er mit architektonischen Installationen und Großskulpturen im Freien. Realisiert wurde der „Schrein des Buches“ 1965 in Jerusalem als Teil des israelischen Nationalmuseums.

Pichler, geboren in Südtirol, zog mit seiner deutschsprachigen Familie – im Zuge der 1939 politisch erzwungenen Entscheidung (Option) zwischen einer Emigration ins Deutsche Reich oder einem Verbleib in Italien – nach Österreich. Pichler studierte in Innsbruck und Wien und arbeitete seit den 1960er Jahren als Bildhauer und Architekt. Ab 1972 verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt auf einen alten Bauernhof im Südburgenland und gestaltete die Umgebung mit seinen Skulpturen. Er schuf Zeichnungen für Buchverlage und übernahm Lehraufträge an Universitäten.