Artikel teilen:

Krankenhausgesellschaft übt massive Kritik am Klinik-Atlas

Das Ziel war klar: Patienten sollen sich im Internet schnell über das beste Krankenhaus für ihre Behandlung informieren können. Doch mittlerweile herrscht Chaos. Der neue Krankenhaus-Atlas steht massiv in der Kritik.

Falsche Fallzahlen, falsche Angaben zum Pflegepersonal und fehlende Angaben zu Qualitäts-Zertifikaten: Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) lässt kein gutes Haar am gerade freigeschalteten Krankenhaus-Atlas des Bundesgesundheitsministerium und fordert dessen Abschaltung. Das staatliche Informationsangebot soll Patienten darüber informieren, welches Krankenhaus welche Leistungen mit welcher Qualität und welchem Personal anbietet.

Nach einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts würden vier von fünf Kliniken im Bundes-Klinikatlas des Gesundheitsministeriums mit zahlreichen falschen Daten aufgeführt, teilte die Krankenhausgesellschaft am Freitag in Berlin mit. Als häufigsten Fehler nannte die DKG falsche oder fehlende Daten zu Fallzahlen, Bettenzahlen und Notfallstufen. Außerdem ordne der Klinik-Atlas Fachabteilungen falsch zu, gebe falsche Zahlen zur Personalausstattung an und führe wichtige Zertifikate nicht auf, so die Krankenhäuser. Sogar Adressen und Krankenhausnamen seien vielfach falsch, außerdem würden gängige Suchbegriffe zu konkreten Behandlungen vielfach nicht zum Erfolg führen.

Der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß erklärte dazu, der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Mitte Mai online gestartete Klinik-Atlas sei “von vorne bis hinten mit massiven Fehlern belastet, die die Patientinnen und Patienten völlig in die Irre leiten”. Das Projekt müsse sofort offline geschaltet werden. “Es verwundert, dass der Gesundheitsminister zu diesen groben Fehlern und Falschdarstellungen so eisern schweigt, nachdem er monatelang angeblich nicht vorhandene Transparenz als Grund für einen weiteren nun steuerfinanzierten Klinik-Atlas angeführt hat.”

Gaß wandte sich zugleich gegen Versuche des Ministeriums, die Fehler im eigenen Klinik-Atlas den Krankenhäusern wegen mangelhafter Datenlieferung zuzuschieben. “Das ist ein grobes Foulspiel, denn an den gelieferten Daten kann es nicht liegen. Ansonsten müssten auch alle anderen Transparenzportale, die die gleichen Datenquellen nutzen, entsprechend fehlerhaft sein.”

Gaß verwies auf das von der Deutschen Krankenhausgesellschaft seit 2002 betriebene und jüngst noch einmal ergänzte Deutsche Krankenhausverzeichnis und andere Angebote, etwa der Krankenkassen. Sie blieben für die Patientinnen und Patienten die deutlich bessere und sichere Wahl bei der Kliniksuche.

Das Ministerium hatte am Mittwoch erklärt, der neue Klinik-Atlas solle online bleiben. Die Angaben würden kontinuierlich aktualisiert. Zuvor hatten knapp 200 medizinische Fachgesellschaften gefordert, das Portal vom Netz zu nehmen, bis es vertrauenswürdigere Informationen aufweise.

Der Sozialverband VdK und die Krankenkasse AOK stärkten dem Minister hingegen den Rücken. VdK-Präsidentin Verena Bentele erklärte, Patientinnen und Patienten hätten das Recht auf gut aufbereitete und unabhängige Informationen. Das bereits existierende Deutsche Krankenhausverzeichnis der Krankenhausgesellschaft sei nicht unabhängig und könne daher nicht die Lösung sein.