Mehr flächendeckende Schutzkonzepte von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt und sexuellen Übergriffen in kirchlichen Einrichtungen sind nach Ansicht von Experten notwendig. So gebe es zwar viele Schulungen von Multiplikatoren zu dem Thema, allerdings sei die Qualität nicht immer ausreichend, heißt in einem Zwischenbericht der Kinderschutzkommission des nordrhein-westfälischen Landtages, der am Donnerstag in Düsseldorf in der Sitzung des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend Thema sein wird. Der Bericht blickt auch auf Gewalt und Missbrauch im Sport, unter Gleichaltrigen und im Internet.
Sachverständige bemängeln mit Blick auf den kirchlichen Raum, dass manche Schulungen lediglich einen Umfang von sechs Stunden hätten. Wichtig sei es auch, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „hinsichtlich ihrer eignen Biografie zu schulen und auch das Thema Scham zu besprechen“, erklärte die Vorsitzende der Kinderschutzkommission, Nina Andrieshen (SPD), in dem Bericht.
Themen wie Sexualität, Umgang mit Macht, das Wahrnehmen von Grenzen, und Diversität müssten laut den Sachverständigen in der Kirche „enttabuisiert“ werden. Aufgrund der kirchlichen Sexualmoral müsse ein größerer Fokus auf die sexuelle Bildung gelegt werden. Überdies sollten bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Kinder mit besonderen Bedürfnissen, Behinderungen, geflüchtete Kinder sowie Jugendliche mit nicht-heterosexuellen Orientierungen mehr in den Blick genommen werden.
Als besonders vulnerable Gruppe bewertet die Kinderschutzkommission des Landtages Kinder und Jugendliche mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen. Reaktionen auf Übergriffe seien bei ihnen nach Angaben der Sachverständigen häufig nonverbaler Art. Zudem bestehe ein großes Risiko der Abhängigkeit von Betreuungspersonen – sowohl körperlich als auch geistig. Deshalb müsse die Beratung für diese Gruppe vorangetrieben werden. Ein digitales Angebot sei in diesem Bereich aber nicht pauschal möglich.
Die Kinderschutzkommission wurde im September 2022 auf Antrag der Fraktionen von CDU, Grünen, SPD und FDP beschlossen. Die konstituierende Sitzung fand am 15. Dezember 2022 statt. Seitdem fanden zwölf Sitzungen statt, davon waren sieben Expertenanhörungen. Das Gremium ist ein Unterausschuss des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend und befasste sich bislang unter anderem mit Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Sport, Gewalt im kirchlichen Raum, Übergriffe auf Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen, Trends in den Sozialen Netzwerken sowie Belastungen von Kindern mit Schadstoffen.