Nach Ansicht des früheren Star-Tenors Rene Kollo wird Richard Wagners Oper “Parsifal” immer falsch verstanden. Man glaube, es gehe um eine neue Religion, aber eigentlich sei es Wagner um die Erneuerung der katholischen Kirche gegangen, sagte der 86-Jährige der “Augsburger Allgemeinen” (Samstag). “Das ist das, was er wollte. Man kennt ja inzwischen die ganzen Verfehlungen dieser Institution, wie es sie in allen Männerbünden gegeben hat. Und er wollte sie davon reinigen.” Deshalb beginne die Oper auch mit Anklängen an Christus am Ölberg und sie ende dann mit den großen Ritualen der Kirche.
“Parsifal – Ein Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen” war Wagners (1813-1883) letzte Oper. Sie wurde am 26. Juli 1882 im Festspielhaus Bayreuth uraufgeführt. Im Mittelpunkt steht der “reine Tor” Parsifal, der die Gralsritter mit ihrem an einer offenen Wunde leidenden Gralskönig erlösen soll. Dafür muss er den von einem abtrünnigen Mitglied geraubten heiligen Speer zurückbringen, denn er nur kann die Wunde schließen.
Kollo, der in seiner Karriere viele Titelpartien von Wagner-Opern gesungen hat, erklärte, ihn berühre die Musik des Komponisten nach wie vor. “Das hat auch mit den mystischen Aspekten seiner Musik zu tun.” Alles, was er geschrieben habe, sei nicht realistisch, aber auch heute genauso irrsinnig fantastisch wie zu seiner Entstehungszeit.
Auf die Frage, ob er angesichts seines Interesses an Mystik ein Gefühl dafür habe, ob es nach diesem Leben weitergehe, sagte der Sänger: “Das kann ich nicht in ein Gefühl fassen. Aber meiner Meinung nach ist das nicht der Fall. Und was die Kirche verspricht, das kommt für mich nicht infrage. Ich habe gesagt, wenn ich sterbe, dann will ich mal sehen, ob der Papst recht hat.”