Artikel teilen:

Königsfiguren von Ralf Knoblauch zum Heiligen Jahr in Rom unterwegs

Sie sind Sinnbilder der Würde jedes Menschen: die Könige und Königinnen, die der Künstler und Theologe Ralf Knoblauch seit 2002 schnitzt. Ihre Reise um die Welt führt sie jetzt zum Heiligen Jahr nach Rom.

Rund 800 Schüler und Schülerinnen gibt es an der Deutschen Schule in Rom – und ab sofort einen König. “Den stellen wir ins Sekretariat, wo ihn dann alle abholen können”, sagte Schulleiter Matthias Holtmann am Dienstagabend in Rom. Der König – das ist eine von 19 Holzskulpturen, die der Bonner Künstler und Theologe Ralf Knoblauch jetzt in die Ewige Stadt verliehen hat. Neun von ihnen sind bei der Ausstellung “Kunst – Hoffnung – Aufbruch” im Deutschen Pilgerzentrum nahe der Engelsbrücke zu sehen. Zehn wurden als “Botschafter der Menschenwürde” in Institutionen Roms sowie ins Bistum Trier “entsandt”, das die Aktion zusammen mit dem Bistum Limburg initiiert hat.

Die Ausstellung bis Ende April greift das Motto des Heiligen Jahres der katholischen Kirche auf: “Pilger der Hoffnung”, erklärte Mitorganisator Martin Ramb vom Fachbereich Dialog und Kultur des Bistums Limburg. Außerdem entstand für die Schau ein Impulsbuch mit zahlreichen Fotos und Texten zum Thema. “Die Könige und Königinnen sollen uns helfen zu verstehen, worin die Würde des Menschen besteht”, erläuterte Kuratorin Cornelia Steinfeld. Die Figuren im schlichten weißen Hemd oder Kleid sind zwischen wenigen Zentimetern und einem halben Meter groß, lang und schmal oder klein und rund, manchen fehlt ein Arm, andere haben Narben oder Risse, aber alle eine goldene Krone. Und jede Figur trägt ein leises Lächeln auf dem knorrigen Gesicht. “Man darf die Könige berühren – und sich von ihnen berühren lassen”, so Grafikdesignerin Steinfeld.

Das haben in den letzten Jahren viele Menschen getan; 2002 schuf der katholische Diakon Ralf Knoblauch seine erste Königsfigur, inzwischen sind es über 1.000, die auf allen Kontinenten unterwegs waren und sind: als Gäste in Krankenhäusern, Hospizen, Gefängnissen, in Kriegsgebieten, Flüchtlingslagern oder in der Seenotrettung. Die Königinnen und Könige, die Knoblauch aus alten Fachwerk-Balken oder auch aus Holz von zerstörten Häusern der Ahr-Flut schnitzt, stehen für alle Menschen – unabhängig von Herkunft oder sozialem Status, so der Künstler. Zugleich mahnen sie, das Prinzip der Menschenwürde nicht zu verbiegen. “Alle haben den gleichen Anspruch auf Würde.”

Dies wäre etwa ein Thema im Religionsunterricht, für den der König als Anschauungsobjekt aus dem Sekretariat geholt werden könnte, so Schulleiter Holtmann – vielleicht eine Idee für Guido Funke: Der Priester ist Religionslehrer an der Deutschen Schule und zugleich Kurat der deutschen Pfarrei Santa Maria dell’Anima, für die er ebenfalls einen hölzernen Gast entgegennahm.

Die Kunsthistorikerin Yvonne Dohna Schlobitten von der Päpstlichen Universität Gregoriana erhielt gleich zwei Könige, die vorübergehend in zwei Brennpunktgemeinden in Trastevere einziehen sollen. Gregor Lersch, Direktor des Museums Casa di Goethe, lässt den Gast in der Bibliothek des Hauses an der Via del Corso logieren, wo Goethe während seiner Italien-Reise zwischen 1786 bis 1788 wohnte. “Das ist eine Aktion, die wir auch als kulturelle Institution gerne unterstützen, denn es geht ja um Werbung für die Würde des Menschen”, sagte Lersch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Schwester Christiane Fritsch, Sekretärin des Internationalen Zentrums der Newman-Freunde Rom und Mitarbeiterin im Vatikanischen Staatssekretariat, gab “ihrer” Königin spontan den Namen “Melchiora” – nach Melchior, einem der Heiligen Drei Könige. Auch der Deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl und Schirmherr der Aktion, Bernhard Kotsch, beherbergt ab sofort eine hölzerne Majestät. Darüber hinaus geht ein König auf Tour durch die Schulen im Bistum Trier.

Bis spätestens 29. September müssen alle gekrönten Häupter wieder im Pilgerzentrum bei Pfarrer Christian Böck sein. Denn dann sollen sie mit den 450 Teilnehmern der Malteser-Romwallfahrt für Menschen mit Behinderung und ihren rund 250 Begleitpersonen feierlich zur Messe im Petersdom einziehen, so Patrick Hofmacher, Leiter des Geistlichen Zentrums der Malteser in Deutschland. Bis dahin wird “sein” König den Sanitätsdienst begleiten, den die Malteser an drei der vier Papst-Basiliken übernehmen – samt wöchentlichem Wechsel.