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Kölner Museum gibt seltenes Amulett an Japan zurück

Das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) in Köln gibt ein seltenes Amulett an das National Ainu Museum auf der japanischen Insel Hokkaido als unbefristete Leihgabe zurück. Das Schmuckstück hat eine identitätsstiftende Bedeutung für die Ainu, die indigenen Bewohner Nordjapans, wie die Stadt Köln am Freitag mitteilte. Es befand sich seit 114 Jahren in den Depots des Kölner Museums.

Das Amulett ist aus winzigen Glasperlen genäht und war in die Haare von Jungen eingeflochten. Nach ihrer ersten erfolgreichen Jagd wurden ihre Stirnhaare mitsamt dem Amulett abrasiert. Es habe eine essentielle Bedeutung für die Identität und Geschichte der Ainu, die als Jäger und Sammler überwiegend auf den Inseln Hokkaido und Sachalin lebten.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Siedlungsgebiete von Japan kolonisiert und viele Ainu zwangsumgesiedelt. Sie mussten ihre Traditionen ablegen, durften ihre Sprache nicht mehr sprechen und wurden häufig zu Zwangsarbeit verpflichtet. In den späten 1960er Jahren entwickelte sich eine Revitalisierungsbewegung, die 2008 zur Anerkennung als indigene Gemeinschaft führte und 2019 zu deren gesetzlicher Implementierung seitens der japanischen Regierung.

Das Rautenstrauch-Joest-Museum bewahrt 220 Artefakte der Ainu, die 1907 zum Großteil von dem Hamburger Händler Johann Friedrich Umlauff erworben wurden. 1910 erhielt das Museum dieses Konvolut vom Förderverein des Museums. Dieses Amulett war Teil davon und ist eines von weltweit vier bekannten Amuletten dieser Art.

In Vorbereitung der Gründung des National Ainu Museum auf Hokkaido sichteten vor einigen Jahren Wissenschaftler aus Japan die Sammlungen in westlichen Museen. Dabei entdeckten sie das Amulett in Köln. Zwischen dem RJM und dem National Ainu Museum entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit. Teil dieser Kooperation ist die Rückgabe des Amuletts.