Die Jewrovision hat Europas jüdische Jugend zusammengebracht: Das Musikfestival sendet ein Signal für Hoffnung und Zusammenhalt. Zentralratspräsident Schuster und Schirmherrin Prien sehen darin mehr als Unterhaltung.
Die Unbeschwertheit der Musikveranstaltung Jewrovision ist im Leben vieler Jüdinnen und Juden aus Sicht jüdischer Vertreter eine Seltenheit geworden. Das sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, am Sonntagabend in Dortmund. Demnach handelt es sich um die europaweit größte jüdische Veranstaltung des Jahres; Vorbild ist der Eurovision Song Contest (ESC).
14 Jugendgruppen traten mit eigenen Liedtexten, Kostümen und Tanz an – gewonnen hat die gemeinsame Gruppe der Jugendzentren Jachad Köln und Kavanah Aachen. Den Preis für das beste Video erhielt das Jugendzentrum Chesed Gelsenkirchen, wie der Zentralrat mitteilte. Das Event unter dem Motto “United in Hearts” zeige, dass die Teilnehmenden nicht allein seien, sagte Schuster. Es mache die Veranstaltung einzigartig, dass junge Menschen solch eine Solidarität erlebten. Erstmals hatte es im Vorfeld auch ein Familienfest gegeben.
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU), die selbst jüdische Wurzeln hat, würdigte die Teilnehmenden: “Ihr macht uns in dieser manchmal beängstigenden Zeit Hoffnung und Mut.” Die Auftritte zeigten, dass junge jüdische Stimmen in Deutschland vielfältig, kraftvoll und laut seien. Sie wünsche sich, dass sich in der ganzen Gesellschaft die Menschen mit Respekt, Akzeptanz und Offenheit begegneten und bei allen Unterschieden das Verbindende sähen.
Die Ministerin, die gemeinsam mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) eine der Schirmherrinnen der Jewrovision ist, erinnerte an den Angriff auf den Hamburger Antisemitismusbeauftragten Stefan Hensel sowie an die Mitarbeiter der israelischen Botschaft in den USA, die in Washington getötet wurden, Yaron Lischinksy und Sarah Milgrim.
Im Umfeld des ESC hatte es Ende Mai für einen Skandal gesorgt, dass der österreichische Sieger Johannes Pietsch alias JJ eine Austragung des Wettbewerbs im kommenden Jahr “ohne Israel” gefordert hatte. Er entschuldigte sich später für seine “missverstandenen” Worte. Die israelische Kandidatin Yuval Raphael, eine Überlebende des Terrorangriffs der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023, hatte den zweiten Platz belegt.
Die Jewrovision wurde 2002 auf einer jüdischen Jugendfreizeit im rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim ins Leben gerufen. Seit 2013 richtet der Zentralrat der Juden in Deutschland die Veranstaltung aus.