Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. So fragwürdig dieses Sprichwort auch ist, im Fall von Julia Klöckner und ihren Äußerungen in der Osterausgabe von „Bild am Sonntag“ wäre es besser gewesen, sie hätte es befolgt. Denn dort hatte die CDU-Politikerin, seit knapp einem Monat Bundestagspräsidentin, gefordert, die beiden großen Kirchen sollten sich aus der Politik heraushalten und stattdessen die Fragen von Leben und Tod im Blick haben. Ansonsten würden sie „leider austauschbar“.
Vorwurf kommt immer wieder
Nun ist dieser Vorwurf nicht neu und wird immer wieder von Politprofis aufgegriffen. Und der Satz der Katholikin Klöckner, „… dafür zahle ich keine Kirchensteuer“ ist auch von manchen anderen zu hören. Sicher lässt sich darüber streiten, ob alle Äußerungen von Synoden oder der Bischofskonferenz zu gesellschaftlichen Fragen wie festgefügte Glaubenssätze zu lesen sind. Doch im Fall Julia Klöckner verwundert diese Tirade schon.
Klöckner sollte lieber den Laden zusammenhalten
Immerhin hat sie neben Politikwissenschaften und Pädagogik auch katholische Theologie studiert. Und das mit dem Schwerpunkt Sozialethik – die sich damit beschäftigt, was aus dem Evangelium für das Leben der Christen hier und jetzt in der Gesellschaft und damit in der Politik folgt. Und vor allem: Als Bundestagspräsidentin, zweithöchste Repräsentantin dieses Staates, soll sie, salopp gesagt, den Laden zusammenhalten. Ihre öffentlichen Äußerungen gehen nun weit über eine Privatmeinung hinaus.

Es ist gut, dass diesmal auch von Parteifreunden wie Armin Laschet oder Annette Schavan der öffentliche Einspruch nicht lange auf sich warten ließ. Selbst Philipp Amthor aus dem stramm konservativen CDU-Flügel merkte an, dass das christliche Menschenbild und die christliche Ethik „Gott sei Dank“ nicht werteneutral seien und die Kirchen kein „apolitischer Gebetsverein“. Recht hat er.