Am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) wird das landesweit erste Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderungen (MZEB) eingerichtet. Hier sollen Patientinnen und Patienten mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung besser versorgt werden, wie das UKSH mitteilte. Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) übergab am Mittwoch den Förderbescheid in Höhe von 500.000 Euro an die Leiter des Zentrums und Fachärzte für Neurologie, Tobias Bäumer und Sebastian Löns. Das neue Zentrum soll eine spezialisierte Anlaufstelle schaffen, die den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen gerecht werde und umfassende, individuell abgestimmte Behandlungsangebote bereitstelle, hieß es.
Zum Angebot würden Diagnostik- und Therapiemaßnahmen gehören, die anderweitig für die Betroffenen nicht verfügbar sind, sowie eine Mitbehandlung durch andere Fachbereiche des UKSH. Im Vordergrund stünden die Koordination und Unterstützung der ambulanten Behandler. Dafür werde ein entsprechendes Versorgungsnetz aufgebaut, das etwa auch die Bereiche Rehatechnik, Hilfsmittelversorgung, unterstützte Kommunikation und Einrichtungen der Behindertenhilfe abdecke, hieß es.
Das MZEB richtet sich an Menschen mit geistiger Behinderung oder körperlicher Mehrfachbehinderung und einem Grad der Schwerbehinderung von mindestens 70 Prozent. Nach Sichtung der Vorgeschichte folge eine umfassende Aufnahme der gesundheitlichen Situation und eine ärztliche Untersuchung. Im Rahmen einer Fallkonferenz beraten sich Fachleute verschiedener ärztlicher und therapeutischer Professionen über einen individuellen Therapieplan.
Das MZEB setzt die Maßgaben des Artikels 25 der UN-Behindertenrechtskonvention nach behindertengerechten Versorgungsangeboten um. Die Leiter des Zentrums erwarten nach Etablierung des Angebots in den kommenden Jahren bis zu 800 Patientinnen und Patienten pro Quartal.