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Klimapolitik: Nicht mal mehr Lippenbekenntnisse

Klimaschutz im Wahlkampf? Fehlanzeige! Die Klimakrise wird arrogant ignoriert und Spitzenpolitiker mischen lieber im Populismusgerangel mit. Ein Kommentar von Angela Wolf.

Die letzten Fridays for Future-Proteste gingen völlig unter
Die letzten Fridays for Future-Proteste gingen völlig unterImago /epd

Wir haben uns einen Risikoplaneten geschaffen, sagt Luisa Neubauer, Klimaschutzaktivistin, 2021 in ihrer bekannten Fastenpredigt im Berliner Dom. Manche kritisierten damals, dass eine politische Aktivistin eingeladen wurde, um in einem Gottesdienst zu sprechen. Aber Gott und die Welt hängen einfach zusammen.

Auch heute noch, vier Jahre später, spricht Neubauer aus, wie es ist: Unser Planet ist für uns zur Gesundheits- und Lebensgefahr geworden. Wir roden und plündern die Erde Tag für Tag und damit unsere Lebensgrundlage. Und wofür? Für den Profit, für eine unerschöpfliche Gier. Für einen Wohlstand, der nur wenigen Menschen weltweit zugutekommt.

Politik ignoriert mit der Klimakrise das drängendste Problem

Gedacht war das mal anders. In der Schöpfungsgeschichte heißt es: „Und Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ Doch wir haben die Erde nicht bewahrt. Ganz im Gegenteil. Irgendwas ist schiefgelaufen. Wo genau der „Point of no return“ die nicht mehr aufzuhaltende Erderwärmung markiert, ist schwer zu sagen. Fünf vor zwölf ist es aber allemal und die Politik erlaubt sich, das drängendste Problem unserer Zeit dreist zu ignorieren. Wo vor wenigen Jahren zumindest noch Lippenbekenntnisse waren, leisten sich unsere Spitzenpolitiker heute die Arroganz, das Thema „Klimapolitik“ von der Agenda zu streichen.

Unsere Autorin Angela Wolf
Unsere Autorin Angela WolfStudioline

Am Freitag war bundesweiter Klimastreik und kaum jemanden hat es interessiert. Wenige Tausend folgte dem Aufruf von Fridays for Future und zeigten Flagge. Sie protestierten für mehr Aufmerksamkeit rund um das Thema „Klimawandel“. Irgendwie hatte das etwas Vergebliches, sogar Trotziges.

Dabei hat Neubauer noch immer recht: Es geht nicht um Pessimismus, sondern um Prävention. Jeder, jede einzelne muss einen Beitrag leisten, das sind wir uns und den kommenden Generationen schuldig. Helfen kann uns aber auch das Vertrauen zu Gott. Es ist keine naive Romantik, sich von Liebe und Hoffnung in die Schöpfung leiten zu lassen, die Erde als Geschenk und nicht als Ressource zu betrachten.