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Kirchlicher Finanzchef: Staatliche Haushaltskrise trifft auch Kirchen

Die Finanzkrise von Bund, Ländern und Kommunen belastet auch die kirchlichen Haushalte. „Der Bund, die Länder und erst recht die Kommunen ächzen und stöhnen wegen immer mehr steigender Ausgaben und nur stagnierender Einnahmen“, sagte der Finanzdezernent der Evangelischen Kirche von Westfalen, Arne Kupke, am Montag vor der westfälischen Landessynode in Bielefeld. Das Land Nordrhein-Westfalen fahre „knallharte Kürzungsprogramme“. Das treffe die Kirchen, weil viele ihrer Einrichtungen und Arbeitsfelder im Sinne der Subsidiarität auf staatliche Förderung angewiesen seien: „Wie hart leiden aktuell am Finanzierungsmangel Kita und Diakonie!“

Zu stagnierender Wirtschaftslage und mangelnden Steuereinnahmen komme bei den Kirchen noch der demografische Faktor ihrer Mitglieder, sagte Kupke. „Wir werden jedes Jahr weniger und damit sinkt unsere Finanzbasis Jahr für Jahr.“ Die Kirchenaustritte steigerten diesen Effekt, „in letzter Zeit leider deutlich“. Wegen Kostensteigerungen und eines großen Haushaltsloch befindet sich die mit 1,9 Millionen Mitgliedern viertgrößte Landeskirche in Deutschland ohnehin in einer prekären Finanzlage.

Bei einem jährlichen Defizit von rund 25 Millionen Euro müsse der Haushalt in den kommenden drei Jahren durch ein Haushaltssicherungskonzept ausgeglichen werden, erläuterte Kupke. Von diesem Defizit des Gesamthaushalts entfallen allerdings 11 Millionen Euro auf die zentrale Pfarrbesoldung. Das Konsolidierungsvolumen auf der landeskirchlichen Ebene beläuft sich daher nicht auf 25 Millionen, sondern auf rund 14 Millionen Euro, die künftig jährlich eingespart werden müssen.

Für 2024 hatte die Landessynode bereits einen Nachtragshaushalt mit einer Rücklagenentnahme von knapp 8,8 Millionen Euro verabschiedet. Die eingeleiteten Maßnahmen betreffen ausschließlich den sogenannten Allgemeinen Haushalt der landeskirchlichen Ebene, in den rund 47 Millionen Euro aus Kirchensteuereinnahmen fließen. Die 441 Gemeinden und 26 Kirchenkreise sind davon nicht direkt betroffen.

Allerdings gebe es auf allen Ebenen eine „Schieflage der kirchlichen Haushalte“, sagte Kupke. Die Kirche müsse daher „drängende Transformationsschritte“ gehen. Zudem gelte es, weiterhin eine „äußerst sparsame Haushaltsausführung“ zu betreiben.

Aus Kirchensteuern erwartet die westfälische Kirche im kommenden Jahr Netto-Einnahmen in Höhe von rund 533 Millionen Euro. Die 26 Kirchenkreise und 441 Gemeinden erhalten von den Einnahmen gut 328 Millionen Euro. Sie müssen davon die regulären Pfarrstellen finanzieren. In den Haushalt Pfarrbesoldung fließen weitere 93 Millionen Euro aus der Kirchensteuer, in den Etat für gesamtkirchliche Aufgaben wie Weltmission und Ökumene knapp 55 Millionen Euro und in den Finanzausgleich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die ärmeren ostdeutschen Kirchen zehn Millionen Euro.