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Kirchentag: Das steckt hinter dem Protestantentreffen

Der erste Kirchentag war ein Treffen auf Initiative eines Theologen. Heute kommen Zehntausende Menschen zusammen, in diesem Jahr in Hannover. Was hinter der Veranstaltung steckt.

Auch in Hannover werden wieder die Kirchentagsschals geschwenkt, wie hier 2023 in Nürnberg
Auch in Hannover werden wieder die Kirchentagsschals geschwenkt, wie hier 2023 in Nürnbergepd-bild / Tim Wegner

Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist ein Glaubens-, Kultur- und Musikfestival, eine Plattform für kritische Debatten, ein einzigartiger Anlass, um Gemeinschaft zu erleben. Er findet vom 30. April bis 4. Mai 2025 in Hannover statt. Bei der fünftägigen Veranstaltung will die Kirche Impulse für verantwortliches Handeln geben und Themen setzen, die bewegen. Der Kirchentag bringt Menschen zusammen, die sich im Glauben stärken und über Fragen der Zeit austauschen. Es werden rund 1.500 kulturelle, geistlich-liturgische und gesellschaftspolitische Veranstaltungen angeboten.

Kirchentag war Laienbewegung

Der Kirchentag wurde 1949 als Laienbewegung in Hannover gegründet – als Reaktion auf den Nationalsozialismus und des fehlenden Widerstands der Amtskirche zu dieser Zeit.
Die Gründung geht vor allem auf die Initiative seines ersten Präsidenten, Reinold von Thadden-Trieglaff zurück. Als ehemaliger Präses der pommerschen Bekenntnissynode flossen seine Erfahrungen im Kirchenkampf und in der Kriegsgefangenschaft in die Gründung des Kirchentages ein. Dazu kamen seine engen Beziehungen zum Ökumenischen Rat der Kirchen, der 1948 gegründet wurde.

Zwischen 1949 und dem Bau der Mauer kurz nach dem Berliner Kirchentag 1961 wurde der Kirchentag in der Öffentlichkeit vor allem als Veranstaltung wahrgenommen, die von der gesamtdeutschen Frage geprägt war. Höhepunkt war die Schlussversammlung in Leipzig 1954 mit 650.000 Menschen, die bis heute die größte protestantische Versammlung in Deutschland darstellt.

Kirchentag bestand in der DDR fort

Nach 1961 fand der Kirchentag in beiden deutschen Staaten in unterschiedlichen Formen statt. In der DDR entwickelten sich regionale Kirchentage, die stärker Kongresscharakter hatten. Höhepunkte waren die sieben Kirchentage 1983 zum 500. Geburtstag Martin Luthers. Nach der Wiedervereinigung vereinigten sich auch beide deutschen Kirchentagsbewegungen, was sich 1991 in einer neuen Ordnung niederschlug. Der Kirchentag wurde zunehmend zum Event, zur „Kirche auf Zeit“.

Erster Ökumenischer Kirchentag 2003

Bis 1954 fand der Kirchentag jährlich statt, seit 1957 wird er alle zwei Jahre gefeiert. Mit dem zeitlichen Abstand sollte ein jährlicher Wechsel mit dem Katholikentag ermöglicht werden. In Zusammenarbeit mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken gab es bisher drei Ökumenische Kirchentag:

  • Die Premiere fand 2003 in Berlin statt. Einer der Höhepunkte war der Besuch des Dalai Lama. Den Abschlussgottesdienst vor dem Reichstag besuchten etwa 200.000 Menschen.
  • Die zweite Auflage folgte 2010 in München unter dem Motto “Damit ihr Hoffnung habt”. Etwa 125.000 Dauerbesucher kamen. Von ihnen waren mehr als die Hälfte evangelisch.
  • Der dritte Ökumenische Kirchentag ging 2021 in Frankfurt am Main über die Bühne. Wegen der Pandemie wurde er zum großen Teil digital gefeiert. Der Eröffnungsgottesdienstes fand auf dem Dach eines Parkhauses statt.