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Künstliche Intelligenz darf Gott nicht ersetzen

Beim Kirchentag warnt Kirchenpräsidentin Christiane Tietz davor, Künstlicher Intelligenz eine geistliche Autorität zuzuschreiben. Gott sei nicht berechenbar – und Kirche lebe vom Gegenüber.

Kirchenpräsidentin Christiane Tietz beim Kirchentag: KI kann unterstützen, aber nicht ersetzen – weder den Glauben noch die Seelsorge
Kirchenpräsidentin Christiane Tietz beim Kirchentag: KI kann unterstützen, aber nicht ersetzen – weder den Glauben noch die SeelsorgeImago/ Christian Ohde

Die hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Christiane Tietz hat davor gewarnt, Künstlicher Intelligenz (KI) in Religion und Kirche eine zu große Rolle zuzumessen. „Keine KI kann an die Stelle Gottes treten“, sagte die evangelische Theologin beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover. „Gott lässt sich nicht errechnen. Er muss uns begegnen.“

Gott sei genau wie jeder Mensch eine unersetzbare Person. Gott und Menschen seien anders als KI auch verletzlich, schwach, ohnmächtig und leidend. Zwar könne KI die Arbeit in der Kirche unterstützen, möglicherweise sogar beim Erstellen einer Predigt, sagte Tietz auf einem Podium über „Mensch, Gott und KI“. Aber jeder sollte kenntlich machen, wo er KI verwende: „Wir wollen doch keine Kirche, in der KI uns Menschen nur vorgaukelt.“ Kirche und Seelsorge lebten durch menschliche Beziehungen.

Künstliche Intelligenz soll Hilfsmittel bleiben

Auch der Physiker und Technikphilosoph Armin Grunwald mahnte, dass KI Technik und Hilfsmittel bleiben müsse. Verkörperungen von KI wie etwa soziale Roboter könnten menschliches Verhalten simulieren. Deshalb bestehe die Versuchung, diesen etwas Menschenähnliches oder sogar eine Seele zuzuschreiben. „Ich halte das für eine fehlgeleitete Bewunderung.“

Beth Singler, Professorin für Digitale Religion aus Zürich, zeigte sich überzeugt, dass KI auf Dauer das Verständnis von Religion beeinflussen werde. Sie könne sich durchaus vorstellen, dass der Glaube an beseelte Dinge für Menschen in bestimmten Situationen hilfreich sein könne.