Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, hat die Bedeutung der Menschenwürde für die Demokratie betont. Wer die Idee von der Gleichheit aller Menschen infrage stelle, fechte die Demokratie an, sagte Tietz am Montagabend in der Stadtkirche Darmstadt. „Der Einzelne ist nicht weniger wert als die Mehrheit.“
In ihrem Vortrag „Angefochtene Demokratie. Hilft nur noch beten?“ machte die erst Ende Januar in ihr Amt eingeführte neue Kirchenpräsidentin außerdem auf die Gefahr des Populismus aufmerksam. Dieser werte ganze Menschengruppen ab und gebe vor, der Wille der Bevölkerung sei einheitlich. „Wir dürfen nicht der Versuchung erliegen, pauschal abzuwerten“, sagte Tietz.
Die Kirchen verstünden sich als „Unterstützer und kritisches Gegenüber“ der Demokratie. Diese sei mit Blick auf das Evangelium die beste Herrschaftsform, weil sich etwa Artikel 1 des Grundgesetzes – „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – mit der Ansicht decke, dass ausnahmslos alle Menschen ein Ebenbild Gottes seien. „Gott steht mit allen Menschen in Beziehung“, für ihn sei jeder Mensch gleich wichtig, so Tietz. „Die Menschenwürde schützt Minderheiten“, was der Nächstenliebe im christlichen Sinne entspreche.
Jeden Menschen als Ebenbild Gottes zu begreifen, bringe politische Konsequenzen mit sich. Das Evangelium und die Kirchen seien nicht parteipolitisch, betonte Tietz. Doch die Kirche müsse sich äußern, wenn der Grundsatz der Gleichheit aller gefährdet sei. Sie müsse unter anderem die Regierenden an ihre Verantwortung erinnern, für Frieden und Freiheit zu sorgen und Recht und Gerechtigkeit umzusetzen.