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Kirchenhistoriker Wolf und Holzem sehen Weltsynode skeptisch

Die katholischen Kirchenhistoriker Hubert Wolf und Andreas Holzem blicken skeptisch auf die bevorstehende Weltsynode. Sie glauben nicht, dass das Treffen vom 4. bis 29. Oktober im Vatikan echte Reformen in Gang setzen kann.

“Es braucht weder einen Synodalen Weg noch eine Weltbischofssynode”, sagte der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Das wird ein weiterer Debattierclub ohne rechtliche Vollmachten.”

Eine Weltbischofssynode sei ein reines Beratungsinstrument, so Wolf weiter: “Entschieden wird nichts. Zwar spricht Franziskus den ganzen Tag über Synodalität und Subsidiarität – aber faktisch nimmt er beides nicht ernst.” Als Beispiel nannte er die Amazonas-Synode 2019: “Am Ende stimmen vier Fünftel für die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt – und trotzdem übergeht der Papst das in seinem Schlusstext.”

Wolf widersprach auch der Aussage, Laien und sogar Frauen könnten bei der Synode etwas entscheiden: “Tatsächlich können sie den absolutistischen Herrscher nur demütig bitten, irgendetwas zu ändern.” Dabei seien die großen Streitpunkte aus historischer Sicht geklärt, fügte er hinzu: “Es gibt in der Tradition verheiratete Priester – lasst uns sie also wieder zulassen. Es gibt in der Tradition Diakoninnen – lasst uns also wieder welche weihen. Es gibt in der Tradition alternative Leitungsmodelle für Gemeinde – lasst sie uns also praktizieren. Meine Befürchtung ist indes eine andere: Nach der Weltbischofssynode wird es wieder viele Enttäuschungen geben.”

Der Tübinger Kirchenhistoriker Andreas Holzem ergänzte im KNA-Interview, die Kirche befinde sich in einer historischen Situation, in der das Festhalten am hierarchischen Denken und alten Machtpraktiken unglaubwürdig geworden sei – selbst bei den meisten überzeugten Katholiken.

Er betonte weiter, es gebe ein Abflauen des Erneuerungswillens nach Papst Johannes XXIII. (1958-1963). Dafür seien vor allem “die lange Amtszeit von Johannes Paul II. und das Wirken von Benedikt XVI.” verantwortlich, die “den Zentralismus gestärkt und den Einfluss der Bischöfe zurückgedrängt” hätten: “Mit dem menschenzugewandten Papst Franziskus kommt dieser Zentralismus zwar in einem freundlichen Gesicht daher; aber die römischen Behörden praktizieren ihre Rolle in aller Konsequenz.”

Reformen kann es aus Holzems Sicht nicht ohne eine “im Kirchenrecht verankerte Selbstbeschneidung” geben – sonst bleibe Synodalität nur eine “vom Herrscher gewährte Gnadengabe”. Echte Synodalität brauche aber “mehr Beteiligung aller – die Laien eingeschlossen”. Dringend erforderlich, so Holzem weiter, sei mehr Spielraum für die einzelnen Ortskirchen: “Während sich einige Ortskirchen Frauen am Altar nicht vorstellen können, ist genau das in anderen Ortskirchen das Gebot der Stunde.”