Leitende Geistliche der evangelischen und katholischen Kirche in Rheinland-Pfalz und in Hessen haben zum Jahreswechsel zu Hoffnung und Zusammenhalt in krisenhafter Zeit aufgerufen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, betonte am Silvestertag die Kraft der Hoffnung in seiner Predigt im Frankfurter Dom. Diese entfalte sich gerade „in Zeiten der Ernüchterung, der Irritation und Verunsicherung“, sagte der Limburger Bischof. Hoffnung setze ungeahnte Kräfte frei.
Es sei offensichtlich, dass Menschen hierzulande und weltweit zunehmend bedrückt lebten und angesichts der Konflikte und Krisen zunehmend pessimistisch, angstvoll und wenig zuversichtlich in die Zukunft blickten, räumte Bätzing laut Redetext ein. Hoffnung aber sei „das Gegenbild von Furcht und Verzweiflung“. Hoffnung sei neben dem Glauben und der Liebe eines der drei Kennzeichen christlicher Existenz.
Der Limburger Bischof warnte vor Propaganda durch Desinformation und der Verbreitung bestimmter Narrative in den Sozialen Medien. Dagegen sei es eine „wirksame Hoffnungsübung, anderen Menschen Hoffnung zu schenken in schweren Zeiten durch kleine Zeichen, tröstende Worte, einfach da zu sein“.
Die stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Ulrike Scherf, rief die Menschen mit Blick auf die biblische Jahreslosung für 2025 „Prüfet alles und behaltet das Gute!“ zum Zusammenhalt auf. Der Vers für das neue Jahr rege dazu an, Gewohnheiten zu hinterfragen und zu prüfen, was einem guten Miteinander diene und den Glauben stärke, schreibt die Theologin auf der Website der EKHN. Wenn die Menschen aufeinander achteten, gemeinsam beteten, Sorgen teilten und zuversichtlich seien, könne es gelingen, „Hass und Zwietracht die Stirn zu bieten“.
Scherf appellierte, anderen Menschen zuzuhören, sie ernst zu nehmen und sich nicht mitreißen lassen von negativen Parolen: „Ich bin sicher, dass – persönlich, kirchlich und gesellschaftlich – an vielen Stellen Gutes entsteht und bleibt, wenn wir zusammenhalten und uns nicht entmutigen lassen.“
Die Menschheit dürfe nicht hinnehmen, dass Waffen, Spaltung und Krieg die Welt dominierten, appellierte der katholische Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Der Politik solle nicht die Deutungshoheit über den viel verwendeten Begriff „Zeitenwende“ überlassen werden, sagte er laut Predigttext in einem Gottesdienst zum Jahreswechsel im Mainzer Dom. Die wahre „Zeitenwende“ für die Menschheit sei die Geburt von Jesus Christus gewesen. Sie sei ein „Angebot des Friedens, das Gott den Menschen macht“, sagte Kohlgraf, der auch Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi ist.
Der Prälat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Burkhard zur Nieden, rief die Menschen dazu auf, am Guten in der Gesellschaft mitzubauen. Trotz sorgenvollem Blick auf die Krisenherde der Welt helfe die biblische Jahreslosung für 2025 neue Chancen und Wege zu sehen, sagte zur Nieden in seiner auf der Internetseite der Landeskirche veröffentlichten Neujahrsansprache. In einer Demokratie sei es das Privileg und die Pflicht der Bürgerinnen und Bürger, alles zu prüfen, sich eine Meinung zu bilden, dem Guten zu folgen und „dem, was schlecht ist, zu widerstehen“, sagte der theologische Stellvertreter von Bischöfin Beate Hofmann.