FRANKFURT AM MAIN – Nach dem Terroranschlag in Lahore am Ostersonntag haben der Weltkirchenrat und andere kirchliche Organisationen den Schutz von Christen und anderen Minderheiten im muslimischen Pakistan gefordert. Sie kritisierten besonders die Blasphemie-Gesetze und forderten die deutsche Bundesregierung auf, sich für die inhaftierte Christin Asia Bibi einzusetzen. Zugleich riefen sie die Religionsgemeinschaften dazu auf, sich nicht voneinander abzuschotten, sondern respektvoll zusammenzuarbeiten.
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) erklärte, Gläubige aller Religionen müssten angesichts der brutalen Attacken zusammenstehen und einander Respekt bekunden. Vertreter der „Kommission Gerechtigkeit und Frieden“ des Erzbistums Lahore teilten mit, sie beteten für alle Opfer der Anschläge, Christen und Muslime, „weil sie alle Pakistaner sind“. Auch der regionale Christenrat, die Christian Conference of Asia, rief zum Gebet für alle Opfer auf, „unabhängig von ihrer Religion und/oder ihrem Glauben“.
Nach Angaben des deutschen katholischen Hilfswerks Missio waren unter den mehr als 70 Toten ungefähr 20 Christen. Nach dem Selbstmord-Attentat in einem beliebten Park in Lahore, bei dem auch mehr als 250 Menschen verletzt worden waren, hatte die Taliban-Splittergruppe Jamaatul Ahrar erklärt, sie habe besonders auf Christen gezielt.
Missio-Sprecher Johannes Seibel sieht das Bemühen der pakistanischen Regierung, auf Minderheiten zuzugehen. Dazu gehöre, dass sie die strengen und seit Jahrzehnten geltenden Blasphemie-Gesetze zumindest reformieren wolle. So denke die Regierung darüber nach, die Menschen zu bestrafen, die die Blasphemie-Gesetze dazu missbrauchten, um falsche Anschuldigungen gegen andere Menschen vorzubringen.
Bemerkenswert sei, dass die Christen versuchten, „nicht in die Falle der Terroristen zu tappen“ und stattdessen mit allen Religionen zusammenzuarbeiten, auch mit gemäßigten Muslimen, sagte Seibel. Die Schulen und Krankenhäuser der Kirche seien für alle offen. Das sei durchaus schwierig, wenn man täglich Argwohn und Diskriminierungen ausgesetzt sei.
Dennoch ist nach Ansicht der Kirchenleute Hilfe von außen nötig. Missio rief Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) dazu auf, sich bei der pakistanischen Regierung für die inhaftierte Christin Asia Bibi einzusetzen. epd
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