Der Kampfgeist ist der Pastorin auch Tage später noch anzumerken. „Wir standen im Regen und haben die Pfeifen ausgepfiffen“, sagt Lena Stark. Rund 300 Demonstrierende hatten am Dienstag vergangener Woche den Weg zur Börnekenhalle am Ortsrand von Lehre gesäumt, Plakate mit der Aufschrift „Wir sind die Brandmauer“ hochgehalten, Fahnen gegen Nazis geschwenkt und damit ihren Protest gegen die AfD zum Ausdruck gebracht. „Wir waren voll der große Haufen. Das hatte ich gar nicht erwartet“, so die 44-jährige Theologin.
Ursprünglich wollte die in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei in dem kleinen Ort nordöstlich von Braunschweig einen „Bürgerdialog“ abhalten. Doch den habe sie vorzeitig abgebrochen, erzählt Stark. „Das ist ein Riesenflop für die gewesen.“ Von den angekündigten drei Bundestagsabgeordneten der AfD seien nur zwei gekommen, und teilgenommen hätten auch weniger als 50 Interessierte. Die Pastorin freut sich über diesen Erfolg, der unter anderem auch ihrer Initiative zu verdanken ist.
“Die Leute von der AfD sind brandgefährlich”
Zwei Tage vorher hatte die Kirchengemeinde Lehre zu einem eigenen Bürgerdialog eingeladen, um über die Umtriebe der „Neuen Rechten“ und der AfD aufzuklären. Als Referentin war die Juristin und Publizistin Liane Bedarz zu Gast. „Die Kirche war mit rund 150 Leuten so voll wie sonst nur an Weihnachten“, sagt Pastorin Stark.
Dass die Kirchengemeinde zum Widerstand gegen rechts aufruft, ist für die Pastorin eine Selbstverständlichkeit. Angesichts der jüngsten Wahlergebnisse und des Erstarkens der Rechtsextremen dürfe man nicht schweigen. „Viele Menschen unterschätzen die AfD. Aber diese Leute sind brandgefährlich“, betont Lena Stark. „Wir müssen klare Kante zeigen und denen unsere eigenen Werte entgegenstellen.“ Und so sei die Kirchengemeinde Lehre-Brunsrode wohl die erste in der Geschichte der Landeskirche Braunschweig, die eine Demonstration angemeldet habe, vermutet die Pastorin.
“Es ist toll, wenn sich so viele zusammentun”
Unterstützung für diese Initiative habe sie jedoch nicht nur durch Kirchenleute und Landesbischof Meyns erfahren, sondern auch bei Parteien, dem Sportverein „VFL Lehre“, der Initiative „Willkommen in Lehre“ und einzelne Personen, erzählt Stark. „Es ist toll, wenn sich so viele Menschen mit so unterschiedlichen Vorstellungen zusammentun.“ So habe der Gemeinderat die Börnekenhalle vorübergehend in „Regenbogenhalle“ umbenannt. Andere Engagierte hatten sich vorab zum Basteln in der Kirchengemeinde getroffen und den Ort mit bunten Wimpeln und Plakaten herausgeputzt.
„Wir wollen solidarisch zusammenleben“, sagt Lena Stark. Weder die AfD noch der starke Regen am Tag der Demo könnten das ändern.