Ehemalige „Verschickungskinder“ fordern vom Bund mehr Engagement bei der Aufarbeitung von Missständen in Kinderkurheimen. Die Geschichte der Kinderverschickungen dürfe nicht nur auf Landesebene aufgearbeitet werden, forderte der erste Vorsitzende des Vereins Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW, Detlef Lichtrauter, am Montag in Köln. Viele der Kinder waren dort teils systematischer Gewalt, Misshandlungen und Demütigungen ausgesetzt und leiden zum Teil bis heute unter den Folgen, wie etwa Depressionen und Angstzuständen.
Lichtrauter kritisierte eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU zu dem Thema. In dem Papier seien keine Hinweise auf konkrete Schritte für auf Bundesebene geplante Aufarbeitungsbemühungen zu finden. „Offenbar will die Bundesregierung das weiter auf die lange Bank schieben“, kritisierte Lichtrauter. Der Verein werde sich weiter dafür einsetzen, dass die Aufarbeitung auch auf Bundesebene und mit Mitteln des Bundes vorangetrieben wird, bekräftigte er. Auch aus dem NRW-Familienministerium gebe es Bemühungen in diese Richtung.
Bisher beschränken sich die Aufarbeitungsbemühungen auf einzelne Bundesländer. In NRW war im März vergangenen Jahres erstmals der Runde Tisch „Verschickungskinder“ zusammengekommen. Das Gremium soll die Aufarbeitung von Leid und Traumata unterstützen, die Teilnehmende der sogenannten Kindererholungskuren zwischen 1946 und 1990 erfahren haben. Das Gremium wird vom NRW-Sozialministerium und dem Verein „Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW“ organisiert. Auch das Familienministerium, die beiden Landschaftsverbände LVR und LWL, die kommunalen Spitzenverbände, evangelische und katholische Kirche, Sozialverbände, Freie Wohlfahrtspflege, Ärztekammern, Krankenkassen, die Deutsche Rentenversicherung und das Landesarchiv gehören dem Gremium an.