Sexualisierte Gewalt, Zwangsehen, Schulabbrüche: Die wirtschaftliche Not in Folge des Klimawandels wirkt sich in der Sahelzone besonders auf junge Frauen aus. Kinderrechtler fordern mehr Unterstützung für sie.
Frauen und Mädchen im nördlichen Afrika leiden laut einem Kinderhilfswerk besonders an den Folgen des Klimawandels. Durch die wirtschaftliche Not in der Klimakrise erfahren viele von ihnen sexualisierte Gewalt, brechen frühzeitig die Schule ab oder werden zu jung verheiratet, wie die Organisation Plan International am Montag in Hamburg mitteilte.
Ein aktueller Bericht des Hilfswerks warnt für die Sahelzone, das Übergangsgebiet zwischen Sahara und den tropischen Regenwäldern Mittelafrikas, vor zunehmenden Dürren, extremer Hitze und auch Überschwemmungen. Vorstandsvorsitzende Petra Berner erklärte diese Klimakrise zur Kinderkrise. “Sie verschärft bestehende Ungleichheiten und schafft neue Bedrohungen, vor allem für Mädchen und junge Frauen.” So würden unter anderem ihre Körper zum Tausch gegen Nahrung genutzt, um wirtschaftliche Not abzumildern.
Der aktuelle Bericht spiegelt laut dem Hilfswerk die Lebensrealitäten von 863 Befragten im Alter von 15 bis 24 Jahren in Guinea, Mali, Niger, Nigeria und Burkina Faso wider. Die Befragten berichteten mitunter von nur noch mit Sand gefüllten Brunnen, Ernteausfällen, die sie und ihre Familien zum Verzehr von Tierfutter zwängen, und Zwangsverheiratungen als scheinbare Möglichkeit der Zukunftssicherung. Auch die Menstruationshygiene werde aufgrund von Wasserknappheit für viele Mädchen zur Herausforderung.
Der Bericht hebe aber auch die Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit junger Frauen hervor. Mädchen seien nicht nur Opfer des Klimawandels, sondern auch Akteurinnen bei der Suche nach Lösungen. Viele engagierten sich etwa bei Wiederaufforstungsmaßnahmen oder Umweltschutz-Kampagnen. Allerdings fehle es an Beachtung und Ressourcen. Berner forderte daher Regierung und Nichtregierungsorganisationen auf, Klimaprogramme in Zusammenarbeit mit Betroffenen zu beschließen.