Drastischer Sparkurs, Ende des Beamtentums und Umbau der Kirchlichen Hochschule (KiHo) in Wuppertal: Die Evangelische Kirche im Rheinland hat zum Ende ihrer diesjährigen Landessynode grundlegende Veränderungen auf den Weg gebracht. „Letzten Endes machen wir insgesamt einen Wechsel von einer staatsanalogen Institution hin zu einer flexibleren Organisation in anderer Form“, resümierte der leitende Theologe der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland, Präses Thorsten Latzel, am Freitag in Bonn zum Abschluss der sechstägigen Beratungen.
„Wir schauen, dass wir unserem Auftrag möglichst gut gerecht werden“, sagte Latzel mit Blick auf den nötigen Umbau einer kleiner werdenden Kirche, die aktuell noch rund 2,1 Millionen Mitglieder hat. „Im Augenblick gibt es bei uns keine Denkverbote.“ Einen mutigen Schritt habe die Landeskirche mit ihrer Entscheidung gemacht, den Beamtenstatus für künftige Pfarrer und Verwaltungsleute abzuschaffen. Der Systemwechsel zu privatrechtlichen Anstellungsverhältnissen sei nötig, „weil wir in einer anderen Zeit sind“.
Das Kirchenparlament entschied zur Entlastung künftiger Generationen, dass Pfarrerinnen und Pfarrer künftig nicht mehr verbeamtet werden. Details sollen jetzt geklärt und auf der Synode 2026 soll entschieden werden, ab wann die Neuerung gilt. Hintergrund ist, dass mit jeder neuen Verbeamtung Rechtsverpflichtungen für rund 60 Jahre eingegangen werden. Diese Versorgungslasten will man künftigen Generationen nicht mehr aufbürden, Anstellungen sind zudem auf Dauer jeweils rund eine Million Euro günstiger.
Beschlossen wurde nach langer und intensiver Diskussion auch, die traditionsreiche KiHo Wuppertal zu einer Weiterbildungsgesellschaft umzuwandeln. Ein klassisches Pfarramtsstudium wird es auf dem neuen Bildungscampus nicht mehr geben, dafür eine enge Verzahnung von akademischer Theologie und Praxis.
Die rheinische Kirche will auf diese Weise ihre Finanzierung der Hochschule auf 1,4 Millionen Euro reduzieren, weitere 700.000 Euro sollen als Drittmittel eingeworben werden. Gespräche werden bereits mit der westfälischen Landeskirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) geführt, die die KiHo bislang mitfinanzieren.
Eingeleitet wurden von der Synode auch ambitionierte Sparziele im landeskirchlichen Haushalt, der chronisch defizitär ist. Bis 2030 soll dieser Etat um mindestens 33 Millionen Euro, mehr als ein Fünftel, gekürzt werden. Konkrete Maßnahmen werden der nächsten Synode vorgeschlagen, die im Januar 2026 tagt. Die finanzielle Belastung steigt ab 2026 auch durch die Erhöhung einer Umlage für die Ruhestandversorgung der Pfarrer und Kirchenbeamten, in die dann 23 statt bislang 18 Prozent der Kirchensteuereinnahmen fließen.
Neu aufgestellt ist die rheinische Kirchenleitung: Die Theologin Antje Menn tritt die Nachfolge von Christoph Pistorius als Vizepräses und Personalchefin an, Johann Weusmann wurde als juristischer Vizepräsident im Amt bestätigt. Außerdem wurden fünf nebenamtliche Mitglieder gewählt.
Reformen wurden im Blick auf innovative Gemeindeformen angestoßen: In einer „Mixed Ecology Church“ soll die klassische Ortsgemeinde durch Angebote wie Jugend- und Familienkirchen, internationale Gemeinden oder andere Angebote für bestimmte Milieus ergänzt werden.
In einer Erklärung zur Migrationsdebatte forderte die rheinische Kirche mehr Sachlichkeit und kritisierte eine Instrumentalisierung von Flüchtlingen für Wahlkampfzwecke. Eine Abweisung von Schutzsuchenden an deutschen Grenzen lehnt die Landeskirche ab.