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Kaum Kardinäle auf dem Kontinent – Afrika hat nur wenige Papstwähler

In Afrika wächst die Zahl der Katholiken jährlich um mehrere Millionen. Mehr Einfluss im Vatikan bringt das dem Kontinent aber nicht. Ein afrikanischer Papst gilt als unwahrscheinlich.

Von Kirchen in Afrika träumt wohl so mancher Priester in Europa: Die Gottesdienste sind voll, fröhlich, lebendig und lang. Kritische Debatten um Weiheämter für Frauen und mehr Einbindung von Laien werden kaum geführt. Dazu kommt das Wachstumspotenzial. Laut aktueller Ausgabe des “Statistischen Jahrbuchs der Kirche” stieg die Zahl der Katholiken am stärksten in Afrika. 281 Millionen wurden im Jahr 2023 gezählt; neun Millionen mehr als im Vorjahr. Die meisten leben in der Demokratischen Republik Kongo (knapp 55 Millionen), gefolgt von Nigeria (35 Millionen).

Ein Schwergewicht unter den Papstwählern – 135 sind es – ist er Kontinent mit seinen 54 Staaten aber nicht. 18 wahlberechtigte Kardinäle gibt es zwischen Dakar, Kairo und Kapstadt. Laut Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center mit Sitz in Washington machen die Kardinäle südlich der Sahara 12 Prozent aus. Als Franziskus 2013 Papst wurde, waren es noch 8 Prozent.

Der am Montag verstorbene Papst Franziskus ernannte während seines zwölfjährigen Pontifikats 17 Männer zu Kardinälen, zuletzt im Dezember 2024 den Erzbischof von Abidjan, Ignace Bessi Dogbo. Im Jahr zuvor waren es der Südafrikaner Stephen Brislin, Erzbischof von Johannesburg, und Protase Rugambwa, Erzbischof von Tabora in Tansania.

Dass Mali überhaupt einen potenziellen Papstwähler erhielt, lag ebenfalls an Franziskus. 2017 wurde der Erzbischof von Bamako, Jean Zerbo, erster Kardinal in dem westafrikanischen Land, wo Christen mit weniger als 3 Prozent eine kleine Minderheit sind.

Doch der 81-jährige Zerbo hat wie eine Reihe anderer bekannter Kardinäle die Altersgrenze von 80 Jahren erreicht und kein Wahlrecht mehr. Ein weiterer ist der emeritierte Erzbischof von Abuja, Kardinal John Olorunfemi Onaiyekan (81). Er kritisierte immer wieder die Regierung seines Heimatlandes Nigeria scharf und warf ihr – unter verschiedenen Präsidenten – Untätigkeit im Kampf gegen Gewalt, Terrorismus und Armut vor.

Noch Anfang des Jahres sah es so aus, dass es lediglich 17 afrikanische Papstwähler gibt. Grund dafür war das Geburtsdatum von Kardinal Philippe Ouédraogo, emeritierter Erzbischof von Ouagadougou, Hauptstadt von Burkina Faso in Westafrika. Es gibt verschiedene Angaben, häufig wurde der 25. Januar 1945 genannt. Das Bischofsstatistik-Portal catholic-hierarchy.org nennt nun jedoch den 31. Dezember 1945, womit Ouédraogo Papstwähler bleibt. Der Grund für die Verwirrung: In vielen afrikanischen Ländern – vor allem in Dörfern – werden bis heute Geburten nicht registriert.

Schon nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. befanden viele: Es ist höchste Zeit für einen afrikanischen Papst. Das wird nun erneut gefordert. Ignatius Kaigama, Erzbischof in Nigerias Hauptstadt Abuja, sagte der BBC: “Wer sagt denn, dass ein Schwarzer nicht Papst werden kann?” Allerdings fügte er hinzu: “Wir beten nicht für einen afrikanischen, asiatischen oder amerikanischen Papst. Wir beten für einen guten und heiligen Papst.”

Nach Einschätzung von Paulinus Ikechukwu Odozor – er ist Professor für Theologie der Weltkirche an der katholischen Privatuniversität Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana – fehlt es Afrikanern an Macht innerhalb der Kirche. „Es gibt immer noch die Frage des Rassismus in der Kirche, über die wir nie sprechen“, sagte Odozor der BBC.

2013 wurde ein Name immer wieder in den Ring geworfen: der des Ghanaers Peter Kodwo Appiah Turkson (76). Papst Benedikt XVI. holte den einstigen Erzbischof von Cape Coast 2009 in den Vatikan. Heute ist er Kanzler der Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und der Sozialwissenschaften und vertrat den Vatikan mehrfach beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Er eckte zuletzt Ende 2023 in seiner eigenen Bischofskonferenz an, als er sagte: “LGBT-Menschen dürfen nicht kriminalisiert werden, weil sie keine Straftat begangen haben.” Zuvor war in Ghana eine hitzige Debatte um Homosexualität und ein erhöhtes Strafmaß ausgebrochen. Zuvor galt auch Turkson als Hardliner.

Den Blick auf afrikanische Debatten richtete zuletzt während der Weltsynode der Erzbischof in Kongos Hauptstadt Kinshasa, Kardinal Fridolin Ambongo Besungu (65). Er sagte: die Kirche müsse sich damit auseinandersetzen, wie sie mit getauften Katholiken umgehe, die in Vielehe lebten, aber auch damit, dass Menschen, die in polygamen Beziehungen lebten, getauft werden wollten. Zuvor hatten die afrikanischen Bischöfe bereits erklärt: Sie lehnen die vom Vatikan vorgeschlagene Segnung homosexueller Paare mit großer Mehrheit ab.

Bekannt für markig konservative Aussagen ist auch Kardinal Robert Sarah (79) aus Guinea, der lange die vatikanischen Gottesdienstbehörde leitete. Zur Liturgiesprache sagte er, es sei “falsch, Latein unterdrückt zu haben”. Auch sei praktizierte Homosexualität mit der katholischen Lehre unvereinbar.